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Berliner Erklärung

Zehn Maßnahmen für eine bessere Prävention

Über ein Jahr lang haben zahlreiche Experten aus Medizin, Politik, Krankenkassen und Patientenorganisationen über die „Gesundheitsvorsorge der Zukunft“ nachgedacht. Nach zahlreichen Workshops stand schließlich die Berliner Erklärung — mit zehn Prinzipien, Rahmenbedingungen und konkreten Maßnahmen. Ein Überblick.

Veröffentlicht:
Ergebnis von über einem Jahr intensiven Austauschs: die Berliner Erklärung zur Gesundheitsvorsorge der Zukunft.

Ergebnis von über einem Jahr intensiven Austauschs: die Berliner Erklärung zur Gesundheitsvorsorge der Zukunft.

© AZV

Die Gesundheitsvorsorge der Zukunft …

... denkt über Sozialgesetzbücher hinaus und ist in jedem Politikbereich etabliert.

Dafür sollten wir ein Gesundheitskabinett etablieren: Die Gesundheitsvorsorge muss Thema in allen Bundesministerien sein – als eigenes Referat oder als Stabsstelle. Ähnlich wie bei der Umwelt muss sie u.a. auch systematisch in die Verkehrs- und Wirtschaftspolitik einfließen, zum Beispiel über einen Kabinettsausschuss Gesundheit.

... ist agil.

Dafür sollten wir einen Präventions-Think-Tank gründen: Nur gemeinsam können wir das bisherige Silodenken auflösen und ein lernendes System werden, das sektorenübergreifend an einer ganzheitlichen Strategie arbeitet. Dafür müssen wir Interdisziplinäre Vordenker zusammenbringen, die die Prävention in Deutschland kontinuierlich weiterentwickeln.

... ist eine lebenslange Erziehungs- und Bildungsaufgabe.

Dafür sollten wir eine nationale Kommunikationsstrategie für gesundheitsbewusstes Verhalten verfolgen: Gut evaluierte und funktionierende regionale Aufklärungskampagnen können national ausgerollt werden. Wir müssen alle Bürger in Deutschland gesundheitskompetenter machen und sie mit verhaltenswissenschaftlichen Methoden besser dazu befähigen, für ihre Gesundheit zu sorgen. Dabei wird die besondere Rolle der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ausdrücklich betont.

... überwindet soziale Ungleichheiten.

Dafür sollten wir Angebote auf vulnerable Gruppen zuschneiden: Prävention mit der Gießkanne erreicht Menschen, die sich ohnehin gesundheitsbewusst verhalten. Benötigt werden passgenaue Angebote für sozial benachteiligte oder ältere Menschen. Pilotprojekte mit der Expertise von Sozialarbeitern können ein Beginn sein und bei Erfolg in die Regelversorgung übernommen werden.

... denkt über einzelne Settings hinaus.

Dafür sollten wir eine gesundheitsfördernde Stadt- und Raumplanung zum Standard machen: Gesundheit sollte in unserem täglichen Leben im Mittelpunkt stehen – bei Umwelt, Verkehr und Infrastruktur. Radwege, Grünflächen und Möglichkeiten zur Bewegung sollten daher priorisiert werden.

Die Berliner Erklärung zur Gesundheitsvorsorge der Zukunft wurde am 24. September beim „Hauptstadtkongress digital“ vorgestellt. Zahlreiche Vertreter aus dem Gesundheitswesen haben sie in den vergangenen Wochen per Post erhalten. Schauen auch Sie rein und teilen Sie sie gerne an Ihre Kollegen:

www.vorsorgederzukunft.de

... vermeidet Unterversorgung.

Dafür sollten wir bestehende Präventionsangebote proaktiver anbieten und die Menschen besser motivieren, die für sie sinnvollen Angebote auch zu nutzen. Denn neben individuellem Gesundheitsnutzen und Kostenersparnis durch vermiedene Krankheit schützt Prävention oft nicht nur den Einzelnen, sondern auch die Gesellschaft. Impfungen und Hygienemaßnahmen müssten bei Gesundheitsberufen selbstverständlich sein.

... vermeidet Überversorgung.

Dafür sollten wir Prävention zur Priorität in der Primärversorgung machen: Ärzte benötigen mehr Zeit, um mit ihren Patienten über Vorsorge zu sprechen. Darüber hinaus müssen wir Rahmenbedingungen schaffen, damit Ärzte vorhandene Angebote proaktiver anbieten.

... verbindet ärztliche und nicht-ärztliche Kompetenz.

Dafür sollten wir Menschen in nicht-ärztlichen Berufen zu Präventionsexperten machen: Medizinische Fachangestellte, Pflegekräfte, Apotheker und andere Fachberufe könnten einen größeren Beitrag in der Prävention leisten. Dafür müssen wir sie aber für das Erbringen von Vorsorgeleistungen qualifizieren, ihnen dafür Zeit einräumen und sie dafür vergüten.

... nutzt alle zur Verfügung stehenden Datenquellen.

Dafür sollten wir Versorgungsdaten für die Entwicklung zielgerichteter Präventions- und Versorgungsangebote nutzbar machen: Grundlage für gezielte Vorsorgemodelle ist eine bessere Datenerfassung und -auswertung. Ebenso werden Daten der elektronischen Patientenakte (ePA) für Vorsorgekonzepte genutzt, um Versorgungslücken und Chancen für bessere Prävention zielgerichtet zu identifizieren.

... setzt auf Anreize.

Dafür sollten wir gesundheitsbewusstes Verhalten finanziell stärker lenken: Vorsorge muss einfach sein, auch finanziell, sie darf also nicht das eigene Portemonnaie belasten. Gesundheitsfördernde Produkte und Aktivitäten sollten vom Staat steuerlich begünstigt, schädliche hingegen verteuert werden. Krankenkassen erhalten mehr Flexibilität bei der Auflage von Bonusprogrammen.

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Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann

V.i.S.d.P.: Wolfgang van den Bergh

Redaktion: Denis Nößler, Layout: Till Schlünz


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