Ärzte warnen: humanitäre Katastrophe im Kongo

NEW YORK (dpa). Der Bürgerkrieg in Kongo ist nach einer Feldstudie von US-Medizinern die schlimmste humanitäre Katastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg. Der Konflikt im ehemaligen Zaire habe seit 1998 fast vier Millionen Menschenleben gekostet, berichtet das Team um den New Yorker Arzt Richard Brennan vom International Rescue Committee (Lancet 367, 2005, 44).

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Weitgehend unbemerkt von der Weltöffentlichkeit sterben in dem zentralafrikanischen Land jeden Monat 38 000 Menschen durch die Folgen des Krieges, in den zeitweise auch mehrere Nachbarländer verwickelt waren.

Die Gruppe um Brennan besuchte 19 500 Haushalte in fast allen Provinzen des Landes und erstellte eine Todesfallstatistik. Demnach sterben in Kongo 40 Prozent mehr Menschen als in den anderen Ländern südlich der Sahara, die mit ihrer Sterberate vor allem durch Aids weltweit an der Spitze stehen.

Im Zeitraum der Untersuchung von April bis Juli 2004 registrierten die Ärzte 600 000 zusätzliche Todesfälle - und damit etwa doppelt so viele wie durch den Tsunami in Südasien, wie Evelyn Depoortere von der Pariser Organisation Epicentre in einem Begleitkommentar betont.

Die meisten Menschen starben nicht durch direkte Folgen der Gewalt, sondern an vermeidbaren Krankheiten, gegen die behandelt werden kann, betonen die Ärzte. Jeder zweite Tod gehe auf unsauberes Trinkwasser, Mangel an Impfstoffen und angemessener Behandlung bei Fieber, Malaria, Durchfall sowie Atemwegsinfektionen zurück. Jedes zweite Kind ist mangelernährt. Direkte Waffengewalt ist Ursache für jeden dritten Todesfall.

In einem leidenschaftlichen Appell wenden sich die Mediziner an die Vereinten Nationen und die Industrieländer, die Kongokrise nicht länger zu "ignorieren", sondern den Menschen dort umgehend die dringend benötigte humanitäre Hilfe zukommen zu lassen.

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