Japan will wieder zwei Atommeiler hochfahren

TOKIO (dpa). Erstmals seit Beginn der Atomkatastrophe in Fukushima vor mehr als einem Jahr sollen in Japan wieder Atomkraftwerke hochgefahren werden.

Veröffentlicht:

Diese Entscheidung gab Regierungschef Yoshihiko Noda am Abend des 8. Juni (Ortszeit) auf einer Pressekonferenz bekannt. "Es ist mein Urteil, dass die Reaktoren 3 und 4 des Atomkraftwerks Oi zum Wohle der Menschen wieder ans Netz gehen sollten", sagte der Ministerpräsident.

Die Reaktoren waren wegen Wartungsarbeiten heruntergefahren worden. Das Atomkraftwerk Oi versorgt die westjapanische Industrieregion Kansai mit der Wirtschaftsmetropole Osaka mit Strom.

Seit Anfang Mai dieses Jahres sind sämtliche 50 einsatzfähigen Reaktoren im Lande abgeschaltet. Stattdessen erzeugt Japan seinen Strom derzeit mit Thermalkraftwerken. Die umliegenden Gemeinden und Provinzregierungen lehnten aus Sorge um die Sicherheit der Meiler ein Wiederanfahren der Reaktoren bisher ab.

Atomkraftgegner übten umgehend scharfe Kritik an Nodas Entscheidung. "Dies zeigt, wie tief die Regierung in der Tasche der Atomindustrie steckt", sagte Junichi Sato, Chef von Greenpeace Japan.

Noda sagte, wenn die Atomkraftwerke, die bis zur Katastrophe in Fukushima mit rund 30 Prozent zur Stromversorgung Japans beitrugen, abgeschaltet blieben, dann "wird die japanische Gesellschaft einem Stillstand ausgesetzt sein". Die Regierung sei in der Lage, eine Katastrophe wie in Fukushima zu verhindern.

Sollte sich der Gouverneur der Provinz Fukui, Issei Nishikawa, mit Nodas Äußerungen zufriedengeben - was allgemein erwartet wird - dürfte er voraussichtlich nächste Woche ein Anfahren der Reaktoren absegnen.

Atomkraftgegner protestierten vor dem Regierungssitz. Es gehe um die Gesundheit und Sicherheit von Millionen von Menschen. Nicht die Politiker, sondern Experten sollten über die Sicherheit entscheiden, forderte Greenpeace-Chef Sato. Experten hielten die Oi-Reaktoren für nicht sicher, da die nötigen technischen Verbesserungen nicht vorgenommen worden seien.

Osakas Bürgermeister Toru Hashimoto, der bisher am lautesten Widerstand geleistet hatte, erklärte sich zu einem Kompromiss bereit. Er forderte, die Reaktoren in Oi sollten nur in den Sommermonaten, wenn die Klimaanlagen auf Hochtouren laufen, Strom produzieren und dann wieder vom Netz genommen werden. Noda hält ein vorübergehendes Wiederanfahren jedoch für nicht ausreichend.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Vor dem World Health Assembly

WHO-Pandemieabkommen noch lange nicht konsensfähig

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer

NHANES-Analyse

Bei Hörminderung: Hörgeräteträger leben länger

Hauptstadtdiabetologinnen

Ein Netzwerk für Diabetologinnen

Lesetipps
Neue Hoffnung für Patienten mit Glioblastom: In zwei Pilotstudien mit zwei unterschiedlichen CAR-T-Zelltherapien blieb die Erkrankung bei einigen Patienten über mehrere Monate hinweg stabil. (Symbolbild)

© Richman Photo / stock.adobe.com

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert