TV-Renner Sachsenklinik

Liebe, Leid und 925 Krankheitsbilder

Manch einer hat zu dem Ärzteteam der Sachsenklinik mehr Vertrauen als zum eigenen Hausarzt. Seit 600 TV-Folgen "In aller Freundschaft" retten sie Leben. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Von Jutta Steinhoff Veröffentlicht:
Sachsenklinik: Professor Simoni (Dieter Bellmann, 2. v. r.) diskutiert mit Mitarbeitern seines Teams.

Sachsenklinik: Professor Simoni (Dieter Bellmann, 2. v. r.) diskutiert mit Mitarbeitern seines Teams.

© Wernicke / MDR

LEIPZIG. Chefarzt Roland Heilmann (Thomas Rühmann) packt gerade noch die Romantik - und dann das kalte Grausen. Auch in der 600. Folge der Krankenhaus-Kultserie "In aller Freundschaft" muss er mal wieder ein Leben retten.

Doch diesmal steht er dafür nicht - wie seit Serienstart 1998 immer wieder - am OP-Tisch, sondern sieht sich unter der Erde einem steigenden Wasserpegel ausgesetzt.

Vor ihm liegt ein abgestürzter Zuckerkranker, der ohne Insulin mit dem Tod ringt. Statt mit Gattin Pia (Hendrikje Fitz) eine launige Erinnerungstour zu erleben, muss Heilmann schließlich auch um das eigene Leben bangen.

Was haben die regelmäßig rund sechs Millionen Zuschauer nicht alles schon miterlebt, gerade mit dem Chefarztehepaar Heilmann in 599 Folgen? Beide hatten schon lebensbedrohliche Krankheiten, verloren eines ihrer gemeinsamen Kinder und ziehen nun den Enkel groß - gemeinsam mit einer außerehelichen Tochter Heilmanns.

Liebe, Leiden, Lebensretter - die Zuschauer begleiten die Ärzte nach Dienstschluss auch in ihr Privatleben, wo diese irgendwie auch miteinander verbandelt scheinen.

"Es gab manche Drehbücher, wo wir dachten, die sind nicht spielbar", beschrieb es Thomas Rühmann beim Empfang für die 600. Folge Ende April in Berlin. Doch das Ensemble kann inzwischen fast schon mitreden, das eine oder andere anpassen.

Professor Simoni (Dieter Bellmann), geschäftsführender Direktor der Sachsenklinik und bei schwierigen Fällen immer wieder auch Chirurg, kommt aus der Rolle mitunter auch im Privatleben nicht raus: "Viele Menschen fragen wirklich manchmal um medizinischen Rat, Realität und Fiktion gehen da durcheinander", erzählte er.

Jede Woche wird von der Saxonia Media im Auftrag des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR) für die ARD (Degeto) eine Folge gedreht, täglich zehn Sendeminuten. In den 15 Jahren kamen so mehr als 3000 Drehtage zusammen.

In 38 Folgen kein Leben gerettet

Inzwischen spielt das Ensemble in den modernen Studios der "media city leipzig", begonnen hatte 1998 alles in den Messehallen. "Das war verschärftes Camping", beschreibt Hendrikje Fitz die erste Drehzeit vor 15 Jahren, "wir sind da ja alle ziemlich als Greenhorns rein".

Serien-Greenhorns allenfalls, denn es finden sich immerhin unter den Darstellern neben Rühmann, Bellmann und Fitz noch DDR-Theatergrößen wie Uta Schorn, Udo Schenk oder Ursula Karusseit.

Nicht zum ersten Mal ist eine Krankenhaus-Serie ein Renner im deutschen Fernsehen, denkt man an die 1970er Jahre mit der damaligen tschechoslowakischen Produktion "Das Krankenhaus am Rande der Stadt" oder die Achtziger mit der "Schwarzwaldklinik" zurück.

Aber 15 Jahre lang mit wachsender Resonanz und inzwischen fast 20 Prozent Marktanteil bringen selbst MDR-Intendantin Karola Wille ins Grübeln. Geschichten mit Herz, vertraute Schauspieler, gute Drehbücher, Regie und Kamera sowie stimmige medizinische Szenen nennt sie als Gründe.

Der Stab holt sich regelmäßig Rat bei echten Ärzten, mit immerhin 925 Krankheitsbildern haben sich die Ärzte der fiktiven Sachsenklinik schon beschäftigt, berichtet Wille stolz. Und es werden mehr: "Die 17. und die 18. Staffel haben die ARD-Gremien schon abgesegnet."

Es geht also weiter nach der Jubiläumsfolge mit dem Titel "Im Banne der Dunkelheit" am 7. Mai und den Gaststars Eva Habermann und Sönke Möhring. Sie sind bei der Höhlentour von Pia und Roland als Valerie Hoppe (Habermann) und Uwe Fink (Möhring) dabei.

Nach einem missglückten Heiratsantrag in der Höhle verirrt sich Diabetiker Uwe beleidigt, der ihn suchende Heilmann ebenso.

Es beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Der wurde nicht immer gewonnen in den vorangehenden 599 Folgen: "Ich soll es nicht sagen, aber in 38 Fällen wurde das Leben nicht gerettet", verriet Intendantin Wille beim Berliner Jubiläumsempfang. (dpa)

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