Weltweit einmalig - medizinische Utopien werden Realität

PADERBORN (pid). Zweieinhalb Jahre lang haben die Initiatoren an ihrer Ausstellung gearbeitet und dafür innovative sowie zukunftsweisende Exponate zusammengetragen: Wie die Medizin von morgen aussehen wird, zeigt die Sonderausstellung "Computer.Medizin" im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn, die bis zum 1. Mai 2007 zu sehen ist.

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"Es ist eine weltweit einmalige Präsentation", sagt Kurt Beiersdörfer, Geschäftsführer des größten Computermuseums der Welt. Viele Exponate seien erst an wenigen Kliniken im Einsatz, andere gerade erst aus den Labors gekommen. Ein Drittel der 100 High-Tech-Exponate können Besucher interaktiv erleben.

Virtuelle Einblicke in das Innere des Körpers

Zu Beginn des Rundgangs betritt man ein Anatomisches Theater. Sobald ein Besucher auf ein abgebildetes Modell des Menschen zeigt, dreht sich die Figur und gibt immer neue virtuelle Einblicke in das Innere des Körpers frei. Besucher können so das Skelett, das Nervensystem, den Blutkreislauf, die Anordnung der Organe oder Schnittbilder betrachten.

Mittelpunkt des Ausstellungsbereichs "Wellness und Alltag" ist ein Laufband, auf dem man mit dem Marathon-Weltrekordler Paul Tergat um die Wette laufen kann. Eine Software rechnet das Lauftempo des Besuchers in die Abspielgeschwindigkeit einer Videosequenz um. Meistens ist Weltrekordhalter Tergat nur in Zeitlupe zu sehen - denn wer kann schon mit dessen Durchschnittsgeschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde mithalten? Bevor der Frust zu groß wird, ändert man lieber das Programm und mißt sich fortan beim Joggen mit Joschka Fischer.

Wer wissen will, ob er tatsächlich so jung ist, wie er sich fühlt, kann am "Age Scan" sein biologisches Alter bestimmen. Zum Schmunzeln reizt die intelligente Toilette. Das Klo aus Asien hat einen Sensor, der den pH-Wert und den Zuckergehalt des Urins mißt. Warmluft für die Trocknung, Geruchsabsaugung, Lufterfrischer und eine individuell einstellbare Sitzheizung sorgen für höchsten Komfort. Ausprobieren kann man das Klo leider nicht - die Sitzfläche ist mit Panzerglas gesichert.

Ein Sonderbereich befaßt sich mit der elektronischen Gesundheitskarte. Hier kann man sich in einer Arztpraxis ein elektronisches Rezept ausstellen lassen und es in einer Apotheke gleich einlösen.

Einen breiten Raum nimmt die Präsentation von bildgebenden Verfahren in der Medizin ein. Besucher können mit einem Ultraschallsimulator einen Torso untersuchen, der den Bauch einer Schwangeren simuliert, und sich über Verfahren wie CT, MRT, Röntgen oder PET informieren. Der Computertomograph der Zukunft hat einen deutlich größeren Durchmesser als heutige Geräte, so daß auch Adipöse in die Röhre passen. Auch im Operationssaal der Zukunft spielen moderne bildgebende Verfahren eine wichtige Rolle - sowohl bei der Vorbereitung von Eingriffen als auch direkt während der Op.

Die Ausstellung zeigt unter anderem, wie auf der Grundlage von computertomographisch ermittelten Bildern ein virtuelles 3 D-Modell der Leber eines Patienten errechnet wird. Mit Hilfe des Modells können Chirurgen die Operation am Organ strategisch planen und die präzise Schnittführung festlegen. Mit dieser Planungssoftware seien im vergangenen Jahr siamesische Zwillinge getrennt worden, die eine gemeinsame Leber hatten, sagt Kuratorin Margret Schwarte-Amedick.

Beeindruckend schließlich ist auch der letzte Teil des Rundgangs. Hier kann man sich einen Eindruck davon verschaffen, welche körperlichen Behinderungen sich durch Computertechnik ausgleichen lassen.

Exoskelett hilft Behinderten beim Stehen und Gehen

Zu sehen sind hier wahre High-Tech-Wunder. Zum Beispiel die computergesteuerte Kniegelenkprothese "C-Leg", die beim Gehen "mitdenkt", eine myoelektrisch gesteuerte Armprothese oder eine Cyberhand, die derzeit am Fraunhofer Institut für Biomedizinische Technik in St. Ingbert erprobt wird. Eindrucksvoll ist auch ein in Japan entwickelter Roboteranzug: Das mit Sensoren ausgestattete, motorbetriebene Exoskelett wird an Beinen, Hüften und Schultern fixiert und hilft Behinderten beim Stehen und Gehen.

Ein Ziel der modernen Medizintechnik ist es, eine direkte Schnittstelle zwischen Gehirn und Computer herzustellen, um durch die Kraft der Gedanken etwa eine Prothese zu steuern. Daß dies keine Utopie mehr ist, können die Besucher beim interaktiven Entspannungsspiel "Mindball" erfahren. Hierbei versuchen zwei verkabelte Spieler ohne Hilfe ihrer Hände eine Kugel über die gegnerische Ziellinie zu bringen. Je entspannter der Spieler, um so weiter bewegt sich der Ball in Richtung des Gegenspielers.

Die Ausstellung ist bis zum 1. Mai 2007 im Heinz Nixdorf MuseumsForum, Fürstenallee 7 in Paderborn zu sehen. Öffnungszeiten: dienstags, donnerstags und freitags 9 bis 18 Uhr, mittwochs 9 bis 20 Uhr, samstags und sonntags 10 bis 18 Uhr. Der Katalog "Computer.Medizin. Hightech für Gesundheit und Lebensqualität" (360 S., Schöningh Verlag), kostet 29,90 Euro im Buchhandel und 19,90 Euro in der Ausstellung. Informationen (auch zum Begleitprogramm) unter www.computer-medizin.de.

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