„Aufschneider“ oder „Schönheitspapst“

Werner Mang – mit 70 im OP

Das OP-Licht ist er genauso gewohnt wie das Rampenlicht: Deutschlands bekannter Schönheitschirurg Professor Werner Mang wurde 70. Ein Portrait über den „Lagerfeld der Schönheitschirurgie“.

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Schönheits-Chirurg Professor Werner Mang sitzt in seinem Büro in der Bodensee Klinik bei einem Interview.

Schönheits-Chirurg Professor Werner Mang sitzt in seinem Büro in der Bodensee Klinik bei einem Interview.

© Karl-Josef Hildenbrand / dpa

LINDAU. Nach dem Frühstück bricht Werner Mang erstmal eine Nase. Seine Arbeitstage taktet der wohl bekannteste Schönheitschirurg Deutschlands seit 30 Jahren nach einem strengen Prinzip: 7.30 Uhr Nasen-Op, 10 Uhr Facelift, danach Fettabsaugen und Body Contouring.

Auch mit 70, die Mang am 4. September wird, sei er in seiner Bodenseeklinik in Lindau oft der Letzte, der das Licht ausschaltet, erzählt Mang der Deutschen Presse-Agentur. „Meine Frau sagt schon lange: „Hör auf zu arbeiten und genieße das Leben.“ Aber die Chirurgie macht mich glücklich und hält mich jung.“

Eine der bedeutendsten Nasen in seinem Leben war die von Götz George, sagt Mang. Der Schauspieler hatte sich bei einem „Tatort“-Dreh in den 80ern eine Nasenbein-Trümmerfraktur zugezogen. Mang richtete – und wurde bekannt. Seither ist er auch Gast in Talkshows und auf vielen Events der Stars und Sternchen. Die Wände in seinem Büro in der Klinik sind übersät mit Fotos: Begegnungen mit Prominenten wie Arnold Schwarzenegger, Siegfried und Roy, Verona Poth oder Reiner Calmund.

Präferiert: „Lagerfeld der Schönheitschirurgie“

Auf dem Schreibtisch stehen Bilderrahmen von seinen Eltern, den beiden Kindern, seiner Frau und ihm Arm in Arm, mit Naomi Campbell. In den Gängen hängen Zeitungsartikel über den „Schönheitspapst“. Ein Titel, den er belächelt. „Lagerfeld der Schönheitschirurgie“ gefalle ihm besser, sagt er. „Das zeigt, dass meine Arbeit kreativ ist.“

Kritiker bezeichnen ihn als „Aufschneider“. Mang selbst bezeichnet sich als „Workaholic“. Einer, der diszipliniert und hart arbeite und so zum Multimillionär wurde.

Schon seit seiner Jugend interessiert er sich für Gesichter, wie Mang erzählt, wegen eines Unfalls: Er war 14, machte mit einem Freund einen Radausflug und sah, wie dieser mit einem Auto zusammenprallte. „Die Ärzte flickten ihn zusammen. Das ist doch das Beste, wenn nach einem Unfall das Gesicht wiederhergestellt wird.“ 50 Prozent der Operationen in der Bodenseeklinik sind deren Angaben nach medizinisch notwendig, Unfallrekonstruktionen oder Missbildungskorrekturen. Was operiert Mang nicht?

Mang sagt, er sehe die Schönheitschirurgie als Spiegel der Gesellschaft. Derzeit beobachte er, wie Internet-Stars als Vorbilder fungieren und teils absurde Ideale vermitteln. „Viele Jugendliche kommen zu mir mit dem Wunsch Influencern oder dem „Selfie-Ich“ ähnlicher zu werden. Das ist fatal und kann für Betroffene in einer psychischen Sackgasse enden.“

Was zu unnatürlich ist, führe er nicht durch. Gleichzeitig hat er in den vergangenen Jahren einen Silikon-Nasenspan für den chinesischen Markt entwickelt, um Nasen nach dem europäischen Modell aufzubauen. Ein Milliardenmarkt, wie Mang sagt.

Vor einigen Jahren bröckelte das Image der schillernden Figur. Mang als Direktor der Bodenseeklinik und ein weiterer Arzt waren angeklagt, weil letzterer ohne Approbation operierte. Er hatte zwar eine Zulassung, aber wegen Steuerhinterziehung war diese vorübergehend entzogen worden. „Beim Einstellungsgespräch habe ich den Fehler gemacht und mir nicht die Zeugnisse vorlegen lassen“, sagt Mang heute. Das Amtsgericht erließ gegen beide Strafbefehle.

Mang erzählt, er habe sich viel mit Religionen beschäftigt, den Koran gelesen, sei in einem buddhistischen Kloster in Nepal gewesen, lese die Bibel regelmäßig. Auch ein Foto mit Papst Benedikt XVI. hängt in der Bodenseeklinik. Darauf überreicht der Professor dem katholischen Kirchenoberhaupt ein Lehrbuch über Schönheitschirurgie.

„Jede Nase eine neue Etage“

Mang ist in Lindau aufgewachsen. Dort wurden seine Kinder groß und hier kaufte er nach und nach Immobilien, sanierte Dutzende Altstadthäuser, die zum Teil vermietet werden. Es sei ein Hobby. In einem Interview der „Schwäbischen Zeitung“ scherzte er: „Jede Nase eine neue Etage“. Damit die Gebäude erhalten bleiben, hat er die Familienstiftung Professor Mang gegründet. Wie bei Adligen, sagt er, werden die Immobilien an seine Kinder vererbt. Die Stiftung soll eines Tages, so Mang, sein 31-jähriger Sohn Thomas weiterführen.

Fernsehteams gewährte der bekannte Chirurg immer wieder Einblicke in seine Villa: Von der Lindauer Anhöhe reicht der Blick über die Stadt und den Bodensee bis zu den Alpen. In der Garage stehen weitere „Hobbys“: Oldtimer wie Mercedes, Porsche, Ferrari. Hinzu kommt ein Hubschrauber, den er oft selbst fliege.

Mit seiner Frau Sybille ist er seit 34 Jahren verheiratet. Zur Zeit sei sie oft in Monaco bei Tochter Gloria und den beiden Enkeln. „Vielleicht das Geheimrezept unserer Ehe, dass wir uns so wenig sehen“, witzelt Mang. Die 33-jährige Tochter solle später einmal in die Geschäftsführung der Mang Medical AG einsteigen, berichtet der Vater. Er möchte seinen Beruf aber noch ausüben, solange er gesund ist – und derzeit fühle er sich wie 50.

Um sich fit zu halten, treibt Mang viel Sport: Er spiele zwei bis drei Mal die Woche Tennis, sein neues Hobby sei Stand-up-Paddling, erzählt er voller Begeisterung. Er benutze keinen Lift, achte auf mediterrane Ernährung und sieben Stunden Schlaf. „Gesundheit ist das Wichtigste, nicht Schönheit“, findet der Schönheitschirurg.

Den 70. Geburtstag feiert Mang nicht, wie er sagt. Zum 30. Jubiläum seiner Bodenseeklinik lade er aber zu einem „Festchen“ am 6. September ein. Die Stadt Lindau hat ein besonderes „Geschenk“ parat: Ein Platz nahe der Klinik bekommt seinen Namen. Und typisch Mang macht er noch einen Spruch über eine mögliche Statue – mit der Aufschrift: „He made the people beautiful.“ (dpa)

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