Hessen

Ethikberatung nimmt Fahrt auf

In Kliniken bereits Alltag, in Praxen oft vergeblich gesucht: eine Ethikberatung. In Hessen hilft ein Verein. Nun soll das Angebot publik gemacht werden.

Von Jana Kötter Veröffentlicht:
An die Anlaufstelle können sich Ärzte, Pfleger, Patienten und Angehörige wenden. Ziel ist, Einzelfälle in ethisch schwierigen Themen wie dem Lebensende mit Neutralität zu betrachten.

An die Anlaufstelle können sich Ärzte, Pfleger, Patienten und Angehörige wenden. Ziel ist, Einzelfälle in ethisch schwierigen Themen wie dem Lebensende mit Neutralität zu betrachten.

© Alexander Raths / fotolia.com

FRANKFURT/MAIN. Etwa zwei Monate nach der offiziellen Gründung des Vereins "Ambulante Ethikberatung in Hessen" arbeiten die Initiatoren nun verstärkt daran, das Angebot publik zu machen. Aktuell würden Informationsmaterialien an Hausarztverbände, Alten- und Pflegeheime sowie andere Leistungserbringer verteilt, berichtete Dr. Carola Seifart beim Hessischen Ärztetag.

Nicht zuletzt soll ein offizielles Eröffnungssymposium Ende November in Marburg das neue Angebot in Hessen bekannt machen.

Im Juli hatte sich der Verein gegründet (die "Ärzte Zeitung" berichtete), ab Herbst werden die Berater ihre Tätigkeit aufnehmen. Die Landesärztekammer Hessen (LÄKH) unterstützt den Verein mit einem Telefonanschluss zur Vermittlung von Anfragen.

90 klinische Ethikkommissionen im stationären Bereich

An die Anlaufstelle dürfen sich laut Kammer-Präsident Dr. Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, der das Projekt schon 2012 initiierte, alle Betroffenen wenden: Ärzte, Pfleger, Patienten, Angehörige. Ziel sei es, Einzelfälle in ethisch schwierigen Themen - etwa Organspende oder Lebensende - mit der nötigen Neutralität zu betrachten.

Im stationären Bereich seien heute bereits 90 klinische Ethikkommissionen und stationäre Beratungen tätig: "An großen Kliniken gehört das zum guten Ton", berichtete Seifart. Im ambulanten Bereich habe man ebenfalls viele "moralische Alltagsprobleme", bisher jedoch noch kein entsprechendes Angebot, sagte sie bei der Veranstaltung zum 60-jährigen Bestehen der hessischen Kammer.

Ganz Hessen soll abgedeckt werden

Zunächst wird das Angebot in den Pilotregionen Marburg-Biedenkopf als ländliches Beispiel und Frankfurt/Offenbach als Metropolregion starten, Ziel ist es, langfristig ganz Hessen abzudecken.

Dabei sind jedoch noch Fragen offen, wie Seifart betonte. So müssen etwa weitere ehrenamtliche Engagierte gefunden werden. Bisher haben sich 27 Personen zu ethischen Beratern qualifizieren lassen: Ärzte, Pfleger, Juristen und Theologen. Als Grundlage für die Qualifizierung wurde das anerkannte Curriculum für stationäre Ethikkommissionen der Akademie für Ethik in der Medizin für den ambulanten Bereich angepasst.

Auch die langfristige Finanzierung sei noch ungeklärt, so Seifart. Dabei zeigte sie sich offen für neue Ideen: Logistisch sei es in der ersten Runde des Innovationsfonds nicht möglich gewesen, sich mit dem neuen Angebot um Gelder aus dem Fonds zu bewerben. In einer möglichen weiteren Ausschreibungsrunde aber, so Seifert, könnte dies eine Überlegung sein.

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