Zukunftsbranche Gesundheit

Gesundheitsausgaben - Stabilitätsfaktor für die Wirtschaft

Kostenfaktor oder Wachstumstreiber? Darüber lässt sich bei den Gesundheitsausgaben trefflich streiten. Anlass dazu bot vor Kurzem das Statistische Bundesamt.

Von Uwe K. Preusker Veröffentlicht:

Vor wenigen Tagen informierte das Statistische Bundesamt über die Entwicklung der Gesundheitsausgaben in Deutschland im Jahr 2010. Sie waren gegenüber dem Vorjahr um 3,2 Prozent gestiegen.

Doch der Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt (BIP) war gleichzeitig von 11,7 auf 11,6 Prozent gesunken. Der interessierte Bürger staunt - was ist geschehen?

Die Statistiker des Bundesamtes lieferten die Erklärung gleich mit: Der leichte Rückgang dieses Indikators sei auf den starken Anstieg des BIP nach dem Krisenjahr 2009 zurückzuführen.

Der Zuwachs der Gesundheitsausgaben im Jahr 2010 entspreche tatsächlich in etwa dem durchschnittlichen jährlichen Wachstum zwischen 2000 und 2009 - und das lag bei 3,0 Prozent.

Doch halt - brauchen wir dann also den Anteil der Gesundheitsausgaben am Bruttoinlandsprodukt gar nicht, wenn er ja nichts über die Entwicklung der Gesundheitsausgaben aussagt?

Antizyklische Entwicklung

Das Gegenteil ist richtig: Gerade die Tatsache, dass sich der Anteil der Gesundheitsausgaben an der gesamten Wirtschaftsleistung (dem BIP) leicht von 11,7 auf 11,6 Prozent vermindert hat, obwohl die Gesundheitsausgaben absolut um 8,9 Milliarden Euro auf nunmehr 287,3 Milliarden Euro gegenüber 2009 angestiegen waren, macht eine der Kernaussagen dieses Indikators deutlich.

Hier geht es darum, welchen Anteil an der Wirtschaftsleistung einer Periode - im Allgemeinen also eines Jahres - eine Gesellschaft für die Gesundheit aufgewendet hat.

Ist der Anteil gesunken, obwohl die Ausgaben absolut gestiegen sind, hat die Gesellschaft also die Ausgaben für andere Bereiche stärker gesteigert als für die Gesundheit.

Die Entwicklung dieses Indikators ist deshalb für Fachleute auch keine echte Überraschung: Die Gesundheitsbranche insgesamt ist in ihrer Entwicklung antizyklisch.

Geht es der Wirtschaft schlechter, stagniert also das BIP oder sinkt es sogar, wirkt sich dies nicht direkt auf die Gesundheitsbranche aus - im Gegenteil, sie stabilisiert mit ihren weiter leicht wachsenden Ausgaben sogar die Gesamtwirtschaft und vor allem die Beschäftigung.

Keine Alarmzeichen

Folgerichtig muss sich der Anteil der Gesundheitsausgaben am BIP in einer solchen Phase erhöhen. Erholt sich die Wirtschaft dann wieder und wächst schneller, wirkt sich auch dies nicht unmittelbar auf die Ausgabenentwicklung in der Gesundheitsbranche aus - ihr Anteil am BIP stagniert oder sinkt leicht.

Drei Lehren können daraus gezogen werden. Erstens: Steigende absolute Gesundheitsausgaben allein sind weder gut noch schlecht!

Zweitens: Sie stabilisieren in der Rezession sowohl die Gesamtwirtschaft als auch den Arbeitsmarkt.

Drittens: Steigende oder sinkende Anteile der Gesundheitsausgaben an der Wirtschaftsleistung allein sind keine Alarmzeichen - erst der Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung insgesamt macht sie interpretationsfähig.

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