Homecare-Branche will Patienten lotsen

Homecare-Unternehmen fühlen sich von der Politik übergangen. In Berlin haben sie eine Infokampagne gestartet, um auf die Bedeutung ihrer Branche in der ambulanten Versorgung hinzuweisen.

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Homecare - Oft unverzichtbar bei Versorgung bestimmter Patientengruppen.

Homecare - Oft unverzichtbar bei Versorgung bestimmter Patientengruppen.

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BERLIN (wul). Die Homecare-Branche will künftig als Lotse für Patienten im häuslichen Umfeld fungieren und damit eine wichtige Rolle in der ambulanten medizinischen Versorgung spielen.

Das forderten die Vertreter der im Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) organisierten Homecare-Unternehmen beim Start der neuen Informationskampagne "Ambulante Perspektiven" in Berlin.

Unverzichtbarer Bestandteil der Gesundheitsversorgung

"Homecare hat sich zu einem unverzichtbaren Bestandteil der Gesundheitsversorgung entwickelt und bietet mit patientenorientierten Versorgungsleistungen Lösungskonzepte für die Herausforderungen der Zukunft", sagte BVMEd-Vorstandsmitglied Alexander Rehm.

Faktisch übernehmen viele Homecare-Unternehmen aus Sicht von Rehm bereits jetzt das Case-Management in den homecarespezifischen Versorgungsbereichen wie enterale und parenterale Ernährung, Stoma- und Inkontinenzversorgung, Wundversorgung, respiratorische Heimtherapie oder Infusions- und Schmerztherapie.

"Eine größere Expertise in diesen Versorgungsbereichen findet man weder bei einem Pflegedienst noch bei einem Arzt", sagt BVMed-Vorstandsmitglied Rehm, der Geschäftsführer der Fresenius Kabi GmbH ist. Er traut es deshalb den Homecare-Unternehmen zu, die Koordinationsfunktion in der Versorgungskette zu übernehmen.

Diese Auffassung teilen Gesundheitspolitiker offenbar nicht. "Die Versorgung mit Hilfsmittel und Anleitung, wie sie zu gebrauchen sind, ist ein wichtiger Mosaikstein in der Versorgungskette", sagte Hilde Mattheis, stellvertretende Sprecherin der Arbeitsgruppe Gesundheit der SPD-Bundestagsfraktion.

Case-Management erfordere aber ein hohes Maß an Unabhängigkeit. Diese sprach die SPD-Politikerin den Homecare-Unternehmen ab.

Wer kann der Lotse sein? Politiker sind sich uneins

Wer allerdings als Lotse am besten geeignet ist, konnte Mattheis nicht sagen. Auch die Vertreter von FDP und CDU/CSU waren sich nicht einig. Während Heinz Lanfermann, gesundheitspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, eher die Krankenkassen in der Pflicht sieht, bevorzugt Karin Maag von der Unions-Bundestagsfraktion die Krankenhäuser als Lotsen in der Versorgungskette.

Im ärztlichen Alltag kann die Zusammenarbeit mit Homecare-Unternehmen aber sehr hilfreich sein. "Homecare-Unternehmen sind aus meiner Sicht bei Versorgung bestimmter Patientengruppen unverzichtbar", sagte Thomas Lipp.

Der Allgemeinarzt aus Leipzig und seine Kollegen betreuen in ihrer Gemeinschaftspraxis nach eigenen Angaben rund 1300 künstlich ernährte Patienten. Das gehe nur dank gut funktionierender Homecare-Versorgung.

Aufgrund der vielen Hilfsmittel könne er als Arzt ohnehin nicht beurteilen, welche Produkte am besten für einen Patienten geeignet sind. "Solche Leistungen müssen daher von Experten organisiert und koordiniert werden", sagt Lipp.

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