KV und Verbände werben für Facharztverträge

MÜNCHEN (sto). Ungeachtet heftigen Streits zwischen der KV Bayerns und der AOK wollen Körperschaft und Berufsverbände in neuen Verhandlungen mit den Kassen kurzfristig nach Auswegen aus der Honorarkrise in der fachärztlichen Versorgung im Freistaat suchen.

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Bei der außerordentlichen Vertreterversammlung der KVB am vergangenen Samstag hat der Vorstand der KV breite Zustimmung für seine Pläne bekommen, "alle im Kollektivvertragssystem bestehenden Möglichkeiten auszuschöpfen", um die in Bayern auch mit Unterstützung der Kassen in den vergangenen Jahren geschaffenen Strukturen in der fachärztlichen Versorgung zu erhalten.

Um dieses Ziel zu erreichen, will die KVB in Abstimmung mit den fachärztlichen Berufsverbänden mit den Kassen "möglichst einheitlich und flächendeckend" Zusatzverträge auf der Grundlage des Paragrafen 73c SGB V verhandeln.

Zugleich kündigte die Gemeinschaft fachärztlicher Berufsverbände (GFB) in Bayern am Rande der VV an, dass nach Gynäkologen und Dermatologen weitere Facharztgruppen entschlossen seien, Patienten in bestimmten Fällen künftig nur noch gegen eine Kostenübernahmeerklärung der Kasse behandeln zu wollen. Außerdem werde es für die Mitarbeiterinnen in großen Facharztpraxen schon bald Kurzarbeit geben, sagte GFB-Vorsitzender Dr. Thomas Scharmann. Und: Die Sprechstunden sollen auf das gesetzlich vorgeschriebene Maß reduziert werden.

Hintergrund für den seit Mitte Dezember in Bayern schwelenden Streit um die Vergütung vor allem fachärztlicher Leistungen sind die seit Jahresanfang geltenden Regelleistungsvolumina, die nach ersten Berechnungen der Berufsverbände zu teilweise massiven Umsatzverlusten führen. "Die Zeichen stehen auf Sturm", beschrieb die Vorsitzende der KVB-Vertreterversammlung, Dr. Irmgard Pfaffinger, die Stimmung. Die Politik müsse handeln, um der Selbstverwaltung wieder mehr regionale Handlungsfreiheit zu verschaffen. Dass durch die Honorarreform auch in Bayern mehr Geld für die ärztliche Vergütung zur Verfügung steht, sei ebenso unbestritten wie die Tatsache, dass es Gewinner und Verlierer der Reform gebe, betonte KVB-Vorsitzender Dr. Axel Munte.

Das Problem seien die bundeseinheitlichen Vorgaben und das sture Verhalten der Krankenkassen, die in den Honorarverhandlungen alle Vorschläge, Verwerfungen abzufedern blockiert hätten. Nachdrücklich widersprach Munte dem Eindruck, die KVB würde den Haus- und Fachärzten durch zu hohe Rückstellungen Honorare vorenthalten. Die Honorarverteilung erfolge strikt nach den gesetzlichen Vorgaben. Entsprechende Vorwürfe der AOK Bayern nannte er "grotesk".

Die rund eine Milliarde Euro, die Bayerns Krankenkassen im Rahmen der morbiditätsorientierten Gesamtvergütung für das erste Quartal 2009 für die ambulante Versorgung zur Verfügung stellen, würden allerdings in zwei Honorartöpfe aufgeteilt. Der erste Topf stehe für die Regelleistungsvolumina zur Verfügung und enthalte etwa 43 Prozent der Gelder. Der zweite Honorartopf sei für alle Vergütungen vorgesehen, die außer den zugeteilten Regelleistungsvolumina ausgezahlt werden. Munte begrüßte die am Samstag erstmals geäußerte Einschätzung der AOK Bayern, die neue Honorarsystematik könne bei einigen Facharztgruppen erhebliche Honorareinbrüche nach sich ziehen, als "späte Einsicht".

Lesen Sie dazu auch: Extra-Verträge sollen Bayerns Fachärzte retten

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