AOK-Bundesverband

Klinikreform nicht aufweichen

Veröffentlicht:

BERLIN. Der AOK-Bundesverband hat an Gesundheitsminister Hermann Gröhe appelliert, seine Reform der deutschen Kliniklandschaft nicht verwässern zu lassen.

Der kommissarische Vorstand des Kassenverbands, Martin Litsch, sagte, für die Kliniklandschaft könne die Reform mehr Effizienz und Wirtschaftlichkeit bedeuten. Dies sei auch die einzige Rechtfertigung für die milliardenschweren Mehrausgaben für die Reform.

Gröhe stellt bei seiner Krankenhausreform den Qualitätsaspekt in den Mittelpunkt. Häuser mit anhaltend schlechten Leistungen müssen Abschläge in Kauf nehmen. Gute Leistungen sollen mit Zuschlägen honoriert werden.

Gröhe erhofft sich davon, dass Kliniken, die fortwährend Abschläge hinnehmen müssten, von sich aus auf bestimmte Operationen verzichten und sich auf das konzentrieren, was sie besonders gut können. Zu Gröhes Entwurf hört der Gesundheitsausschuss des Bundestags an diesem Montag Experten an.

Litsch sagte: "Wir brauchen einen höheren Spezialisierungsgrad und damit auch eine bessere Versorgung im Sinne einer höheren Qualität." Operationen würden dann von Ärzten ausgeführt, die hierfür ein großes Maß an Kompetenz und Erfahrung mitbrächten. "Damit ist dem Krankenhaus und dem Patienten geholfen."

Litsch: Schlechte Leistungen ganz vom Markt nehmen

Er hoffe daher sehr, dass der Qualitätskern des Gesetzentwurfs erhalten bleibe und sich die Kliniken in ihren Angebotsstrukturen tatsächlich veränderten.Wie der Ab- und Zuschlagsmechanismus funktionieren soll, ist noch nicht ganz klar.

Litsch sagte: "Meine Vorstellung ist eigentlich, dass wir schlechte Leistungen ganz vom Markt nehmen. Schlechte Leistungen sollten daher auch gar nicht bezahlt werden." Man könne sich dabei an "brauchbaren Modellen" anderer Länder orientieren.

"Diese Qualitätsverbesserungen sind nicht nur für die medizinische, sondern auch für die pflegerische Versorgung wichtig", sagte Litsch. Gröhes Entwurf sieht vor, die Pflege am Krankenbett wieder auszubauen. Dazu stehen von 2016 bis 2018 insgesamt 660 Millionen Euro für neue Stellen in Krankenhäusern zur Verfügung.

Litsch wies die Darstellung der Deutschen Krankenhausgesellschaft zurück, hier handle es sich um ein Spargesetz. Selbst das Ministerium gehe von 5,3 Milliarden Euro Mehrausgaben bis 2020 aus. Nach Schätzungen der AOK seien sogar mehr als 6,5 Milliarden wahrscheinlich.

"Dass einige Krankenhäuser finanzielle Probleme haben, liegt sicherlich nicht an den knappen Mitteln", so Litsch.

Der AOK-Verbandschef kritisierte, dass die Länder ihrer Verpflichtung zu Krankenhausinvestitionen "nur sehr mangelhaft" nachkämen. Das bedeute, dass mit Geld der Kassen quersubventioniert werde.

"Wenn wir sowieso eigentlich fast alles zahlen müssen, sollten wir als Krankenkassen den Einfluss auch auf die Planung kriegen", sagte Litsch. (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Gesundheitspolitik im Rückspiegel

„Das war ein schwieriges Jahr“

Gesetzliche Krankenkassen

Streit um GKV-Sparpaket: Bundesregierung bietet Kompromiss an

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Dr. med. Gerhard M. Sontheimer (ANregiomed, Region Ansbach) und Holger Baumann (Kliniken der Stadt Köln, v.l.) haben in der Praxis gute Erfahrungen mit Systempartnerschaften gemacht.

© Philips

Mehr Spielraum für moderne Prozesse in der Klinik

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Philips GmbH Market DACH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein älterer Herr, der einen medizinischen Fragebogen ausfüllt.

© buritora / stock.adobe.com

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Eine Ärztin hält einen Reagenzstreifen zur Analyse einer Urinprobe in der Hand.

© H_Ko / stock.adobe.com

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?