Bundesregierung

Konzertierte Aktion Pflege – Nur "Theaterdonner"?

Die Bundesregierung feiert ihre "Konzertierte Aktion Pflege". Kritiker finden indes harte Worte.

Von Anne Zegelman Veröffentlicht:

BERLIN. "Großes Tamtam" und nichts dahinter? Der Start der "Konzertierten Aktion Pflege" am Mittwoch sorgt bei einigen Akteuren für Kopfschütteln.

Harsche Kritik äußerte zum Beispiel Kordula Schulz-Asche, Sprecherin für Pflege- und Altenpolitik der Grünen: "Drei Mitglieder dieser Regierung versprechen mit großem Tamtam, ihre Arbeit machen zu wollen, und setzen dann eine Kommission ein, die erst noch ein Jahr über mögliche Maßnahmen sprechen will", kritisierte sie.

Dabei habe nicht nur der Pflegebeauftragte Andreas Westerfellhaus bereits konkrete Vorschläge gemacht — auch aus den Pflegeverbänden lägen längst Vorschläge auf dem Tisch, wie der Pflegeberuf attraktiver zu machen sei und der Personalmangel reduziert werden könne. Ihr Urteil: "Der Pflegepersonalnotstand braucht mehr Konkretes und weniger Theaterdonner."

Professor Ulrike Höhmann ist Inhaberin des Lehrstuhls für multiprofessionelle Versorgung chronisch kranker Menschen an der Universität Witten/Herdecke (UW/H). Sie berichtete, in einer noch unveröffentlichten Studie habe die Uni herausgefunden, dass viele Pflegekräfte ihrem Beruf irgendwann den Rücken zukehren würden, weil ihr Arbeitsalltag sich nicht mit ihrem professionellen Ethos verbinden lasse.

Karriermachern "Angebote machen"

Die, die im Job bleiben wollten, müssten konkrete Zukunftsperspektiven bekommen. "Die Pflege muss auch Menschen, die Karriere machen möchten, Angebote machen", so Höhmann. "Dazu braucht es nicht nur eine weitere Akademisierung der Pflege, sondern vor allem auch akademisierte Tätigkeiten, die das Personal ausüben kann. Sie müssen die Dinge, die sie im Studium gelernt haben, auch anwenden und autonom umsetzen dürfen."

Im Moment seien viele ausgebildete Pflegekräfte oft genug nur damit beschäftigt, Hilfskräfte anzuweisen. Der falsche Weg wäre laut der Pflegewissenschaftlerin, nun in großem Maßstab vergleichsweise kostengünstige Pflegekräfte aus anderen Ländern nach Deutschland zu holen, wie Jens Spahn es plant. "Das wird das grundlegende Problem nicht lösen", sagte sie.

Lobend äußerte sich der GKV-Spitzenverband: "Mit der Konzertierten Aktion geht die Bundesregierung den richtigen Weg. Wir werden unseren Beitrag dazu leisten, dass die Versorgung der Pflegebedürftigen besser, die Unterstützung für die pflegenden Angehörigen intensiver und die Rahmenbedingungen für die Pflegenden weiter entwickelt werden."

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