Prognose des GKV-Spitzenverbandes

Krankenkassen-Finanzen: Beitragsspirale dreht sich 2025 weiter

Der GKV-Spitzenverband sieht die Finanzen der gesetzlichen Krankenversicherung weiter in einer dramatischen Situation. Kassen werden zu neuen Zusatzbeitragserhöhungen gezwungen sein.

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Kennen nur eine Richtung: Auch für 2025 wird mit weiter steigenden Zusatzbeiträgen der gesetzlichen Krankenkassen gerechnet.

Kennen nur eine Richtung: Auch für 2025 wird mit weiter steigenden Zusatzbeiträgen der gesetzlichen Krankenkassen gerechnet.

© Sascha Steinach/ZB/picture alliance

Kremmen. Nach einem dramatisch schlechten Finanzjahr 2024 für die gesetzlichen Krankenkassen rechnet der GKV-Spitzenverband in diesem Jahr mit einer weiteren Zuspitzung der Lage. „Wir müssen davon ausgehen, dass es schlechter wird“, sagte die Vorstandsvorsitzende des Kassenverbandes, Dr. Doris Pfeiffer, am Montag im brandenburgischen Kremmen.

Nach dem historischen Anstieg der Zusatzbeiträge der Kassen zum Jahresanfang 2025 habe es bis Mai acht weitere Erhöhungen von Zusatzbeiträgen geben. Sechs weitere Anträge auf Erhöhung werden zu Anfang Juli erwartet. „Schon jetzt ist unterjährig erkennbar, dass die Finanzmittel nicht ausreichen werden“, so Pfeiffer.

Der durchschnittliche Zusatzbeitrag belief sich zum Jahresbeginn auf 2,9 Prozent – deutlich höher als der vom Bundesgesundheitsministerium im Herbst 2024 festgesetzte durchschnittliche Zusatzbeitragssatz von 2,5 Prozent.

Kassen müssen ihre Rücklagen wieder auffüllen

Dadurch, dass die Kassen gezwungen sind, ihre finanziellen Mindestreserven wieder aufzufüllen, wird es zu einem auf den ersten Blick paradoxen Effekt kommen. In den nächsten Monaten würden nach den Beitragsanhebungen Überschüsse bei den Kassen zu sehen sein, machte Pfeiffer deutlich. „Das ist nicht, weil es den Kassen so gut geht.“ Die Erhöhungen seien „Reparaturkosten“ eines politisch erzwungenen Abbaus einst hoher Reserven.

Finanzreserven nur noch bei 7,1 Prozent einer Monatsausgabe

Für 2024 hatten die 94 gesetzlichen Krankenkassen ein Defizit von 6,2 Milliarden Euro verbucht. Rund 95 Prozent der Kassen schlossen mit roten Zahlen ab. Zugleich unterschritten zwei Drittel der Kassen die gesetzlich vorgeschriebene Mindestrücklage von 20 Prozent einer Monatsausgabe. Im 4. Quartal 2024 lag dieser Wert nur noch bei 7,1 Prozent.

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Pfeiffer forderte von der neuen Bundesregierung, „dass die Beitragsspirale durchbrochen wird“. Sie erneuerte die Forderung nach einem Ausgabenmoratorium und die Rückkehr zu einer einnahmeorientierten Ausgabenpolitik. „Wir brauchen ein Vorschaltgesetz vor der Sommerpause, damit die Kassenfinanzen stabilisiert werden.“

Bereits kürzlich war bekannt geworden, dass der Bund die prekäre Finanzsituation des Gesundheitsfonds mit einer vorgezogenen Abschlagszahlung in Höhe von 800 Millionen Euro lindern muss.

Pfeiffer: Entbudgetierung der Hausärzte überprüfen

Die Kassenverbands-Chefin forderte zudem, „fragwürdige Instrumente wie die Entbudgetierung der Hausärzte“ zu überprüfen und „sachgerechte Bundesbeteiligungen“ wie etwa bei den Kosten für Bürgergeld-Bezieher endlich einzulösen. Sie kritisierte, dass die Koalition die Bedeutung stabiler Kassen-Finanzen zwar nach vorn stelle, bei den Maßnahmen jedoch vage bleibe. „Es muss deutlich schneller gehen, und es braucht kurzfristige Maßnahmen“, sagte Pfeiffer mit Blick auf die im Koalitionsvertrag angekündigten Kommissionen für 2027.

Auch Pflegeversicherung steht auf wackeligen Füßen

Für die Situation in der Sozialen Pflegeversicherung (SPV) konnte der GKV-Spitzenverband ebenfalls keine Entwarnung geben. Nach dem Minus von rund 1,5 Milliarden Euro im Jahr 2024 ist auch für 2025 mit einem Defizit zu rechnen – Pfeiffer sprach von 166 Millionen Euro. Auch in der SPV sinken die finanziellen Mittel weiter, obwohl es auch hier zum Jahresbeginn eine Beitragssatzsteigerung gab. Ohne zusätzliches Geld erwartet Pfeiffer, dass in der zweiten Jahreshälfte erneut Liquiditätshilfen für einzelne Pflegekassen notwendig werden. (gab)

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