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Milliarden nicht in Zusatzrenten versenken

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BERLIN. Gegen Altersarmut sind Zusatzrenten laut wissenschaftlichen Beirat beim Bundeswirtschaftsministerium der falsche Weg.

"Bevor wir Milliarden in Zusatzrenten versenken, sollten wir sie bei jungen Leuten investieren", sagte der federführende Gutachter Axel Börsch-Supan bei der Vorstellung einer Studie am Dienstag in Berlin.

Modelle wie die geplante "Lebensleistungsrente" der Koalition belasteten Beitrags- und Steuerzahler und schwächten Arbeitsanreize. Stärker als Ältere seien junge Leute von Armut bedroht, vor allem in Alleinerzieher-Haushalten und wenn sie ausländische Wurzeln haben.

Derzeit müssten 2,6 Prozent der über 65-Jährigen in Deutschland von der Grundsicherung von durchschnittlich 680 Euro im Monat leben, sagte der Forscher. Im negativsten Szenario könnte sich der Anteil bis 2030 auf fünf Prozent verdoppeln.

Zwischenzeitliche Arbeitslosigkeit sei ein zentraler Risikofaktor.Im günstigsten Fall könnte der Anteil armer Senioren auf 2,3 Prozent zurückgehen, wobei ein späterer Renteneintritt mit 67 Jahren positiv wirken dürfte.

In der Gesamtbevölkerung liegt der Anteil der Grundsicherungsbezieher demnach aktuell bei 7,4 Prozent.

Der Beirat empfiehlt, etwa in spezielle Bildungsangebote für ausländische Kinder und die Bekämpfung von Jugendarbeitslosigkeit zu investieren. Ziel müssten möglichst 40 Jahre als Beitragszahler in die gesetzliche Rente sein.

"Keine Gesellschaft kann es sich leisten, 35 Jahre zu arbeiten, aber im Schnitt 80 Jahre alt zu werden", sagte Börsch-Supan. Mindestlöhne seien nicht geeignet, da sie mit 14,40 Euro pro Stunde im Westen und 16,20 Euro im Osten relativ hoch liegen müssten, um eine Rente von 850 Euro zu sichern.

Skeptisch äußerten sich die Gutachter auch zu einer Besserstellung von Renten älterer Mütter, die sehr teuer sei. Der CDU-Parteitag hatte sich kürzlich dafür ausgesprochen, eine bessere Anerkennung von Kindererziehungszeiten für Mütter, die vor 1992 Kinder bekommen haben, in ein Konzept für eine Lebensleistungsrente zu integrieren.

Damit soll erreicht werden, dass Menschen mit jahrzehntelangem Erwerbsleben und Rentenbeitragszahlungen im Alter nicht zum Sozialamt gehen müssen, weil ihre gesetzliche Rente nicht reicht. (dpa)

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