"Studie ist nettes Zahlengeklingel, aber ohne Inhalt"

BERLIN (hom). Ärzteverbände haben die Studie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM) zu angeblichen Einsparpotenzialen im Gesundheitswesen in Milliardenhöhe als fragwürdig bezeichnet.

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"Das ist nettes Zahlengeklingel, aber ohne Inhalt", sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Roland Stahl, der "Ärzte Zeitung". Die arbeitgebernahe INSM hatte unter anderem behauptet, dass bei Arztpraxen rund 2,2 und bei Kliniken etwa 4,4 Milliarden Euro eingespart werden könnten (wir berichteten).

Dazu müssten sich die jeweiligen Ausgaben und Preise bundesweit an den Bundesländern orientieren, die einen besonders wirkungsvollen Mitteleinsatz aufwiesen. "Es ist einfach nicht seriös, wenn man aus dem höchsten und dem niedrigsten Punktwert die Mitte bildet und daraus dann ein Einsparpotenzial in Milliardenhöhe ableitet", sagte Stahl.

Aufgabe der Studienautoren, so Bundesärztekammer-Präsident Professor Jörg-Dietrich Hoppe, wäre es eigentlich gewesen, "zunächst den tatsächlichen Versorgungsbedarf ermitteln". Hoppe verwies darauf, dass infolge der demografischen Entwicklung der Versorgungsbedarf steige. Zugleich seien die Pro-Kopf-Ausgaben für Gesundheit nach OECD-Angaben in Deutschland zwischen 2000 und 2005 real nur um 1,3 Prozent gestiegen. "Ein geringeres Plus gab es in keinem anderen der 30 OECD-Mitgliedstaaten - der Durchschnitt lag bei 4,3 Prozent Steigerung pro Jahr", so Hoppe.

Kritisch äußerte sich auch der Marburger Bund (MB). "Die Schlussfolgerungen der Studie sind Gesundheitspolitik auf Stammtisch-Niveau", sagte der MB-Vorsitzende Rudolf Henke. Der Grundirrtum der Erhebung liege darin, dass jeder regionale Unterschied unmittelbar als Effizienzreserve gewertet werde. "Das ist schon deshalb vermessen, weil Erkrankung und Genesung nicht normierbar sind."

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