Auch weiterhin sicher

Trump warnt Schwangere vor Paracetamol – BfArM widerspricht

US-Präsident Donald Trump hat schwangere Frauen öffentlich vor der Einnahme von Paracetamol gewarnt, da es angeblich das Risiko für Autismus bei ihren Kindern erhöhen könne. Hintergründe oder Quellen für diese Behauptung nennt er jedoch nicht.

Veröffentlicht:
Eine weiße Tablette steht auf der Kante. dahinter liegt eine Blisterverpackung.

Wenn klinisch erforderlich, könne Paracetamol in der EU zur Schmerzlinderung oder Fiebersenkung während der Schwangerschaft eingesetzt werden, betont die EMA nach Präsident Trump‘s Äußerungen zu dem Arzneimittel.

© Mara Zemgaliete / stock.adobe.com

Bonn. US-Präsident Donald Trump hat schwangere Frauen wegen angeblicher Autismus-Gefahr für ihre Kinder vor der Einnahme von Paracetamol gewarnt - Wissenschaftler und Ärzte widersprechen ihm jedoch deutlich. „Da ist natürlich nichts dran“, betont Maik Pommer, Sprecher des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM).

„Solche Aspekte werden selbstverständlich in der gesamten EU gemeinsam durch alle Gesundheits- und Arzneimittelbehörden engmaschig überwacht“, erklärte Pommer. Die Studienlage bei dem Thema sei eindeutig. Wie auch bei anderen Medikamenten seien alle Risiken in der Packungsbeilage aufgeführt, eine solche Autismus-Warnung sei nicht darunter.

Auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) äußerte sich mit der Versicherung, dass derzeit keine neuen erkenntnisse vorliegen, die eine Änderung der aktuellen EU-Anwendungsempfehlungen erforderlich machen würden. Auch gebe es keine Anzeichen, dass ein Risiko für Fehlbildungen bestehe. Wenn klinisch erforderlich, könne Paracetamol in der EU zur Schmerzlinderung oder Fiebersenkung während der Schwangerschaft eingesetzt werden.

Trump warnte Schwangere vor der Einnahme des fiebersenkenden Schmerzmittels Tylenol mehrmals mit klaren Worten und brachte dabei ein Risiko von Autismus-Folgen für ihre Kinder ins Spiel. Schwangere sollten es nur dann einnehmen, wenn es absolut notwendig sei. Trump lieferte keine Belege für seine Warnung. Tylenol enthält den Wirkstoff Acetaminophen, der Paracetamol entspricht.

Lesen sie auch

Widerspruch auch aus den USA

Auf der Webseite der Medikamenten-Marke Tylenol der Firma Kenvue hieß es, seit Generationen vertrauten Familien auf das Medikament. Wissenschaftliche Daten ergäben keinen nachgewiesenen Zusammenhang zwischen Autismus und der Einnahme des Medikaments.

Auch die zuständige amerikanische Fachgesellschaft „The American College of Obstetricians and Gynecologists“ (ACOG) stellte sich in einem Statement klar gegen die Empfehlung der US-Regierung, die auch vom Gesundheitsministerium veröffentlicht wurde. Die Einschätzung ignoriere sämtliche wissenschaftliche Erkenntnisse und vereinfache die vielfältigen und komplexen Ursachen neurologischer Probleme bei Kindern auf gefährliche Weise.

ACOG: Warnung „höchst beunruhigend“ und „unverantwortlich“

„Es ist höchst beunruhigend, dass unsere Bundesgesundheitsbehörden bereit sind, eine Ankündigung zu machen, die die Gesundheit und das Wohlbefinden von Millionen von Menschen beeinträchtigt, ohne dass hierfür verlässliche Daten vorliegen“, heißt es auf der ACOG-Webseite.

Zudem seien Trumps Empfehlungen „unverantwortlich, wenn man bedenkt, welche schädliche und verwirrende Botschaft sie schwangeren Patientinnen vermitteln, einschließlich derjenigen, die während der Schwangerschaft möglicherweise auf dieses nützliche Medikament angewiesen sind.“ Keine einzige seriöse Studie könne einen Zusammenhang belegen.

Auch das Institut Embryotox der Berliner Universitätsmedizin Charité bezeichnet auf seiner Webseite Paracetamol in einer Schwangerschaft als ein bewährtes und gut verträgliches Mittel gegen medikamentös behandlungspflichtige Schmerzen. „Wie jede andere Schmerzmedikation auch, darf Paracetamol nicht unkritisch und ohne ärztlichen Rat tagelang oder sogar über mehrere Wochen eingenommen werden“, heißt es dort. „Besteht eine klare Indikation, so ist Paracetamol weiterhin als ein Mittel der Wahl anzusehen.“ (dpa)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Retrospektive Kohortenstudie

Bullöses Pemphigoid: Welche Arzneimittel kommen als Auslöser infrage?

Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Patienten mit DMD profitierten von einer über 24-wöchigen Vamorolon-Therapie im Vergleich zu einer Therapie mit Prednison in Bezug auf das Längenwachstum

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [14]

Duchenne-Muskeldystrophie (DMD)

Erstes dissoziatives Kortikosteroid zugelassen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Santhera (Germany) GmbH, München
Abb. 1: Anteil der PMR-Patientinnen und -Patienten mit anhaltender Remission (primärer Endpunkt)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Erstes steroidsparendes Biologikum bei Polymyalgia rheumatica

Sarilumab schließt eine therapeutische Lücke

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Sanofi-Aventis Deutschland GmbH, Frankfurt a. M.
Abb. 1: Veränderung der Krankheitsaktivität, gemessen mittels Simple Disease Activity Index (SDAI) zwischen Baseline und Woche 16

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [3]

Ernährung bei rheumatoider Arthritis

Lebensmittel für besondere medizinische Zwecke soll Nährstofflücken schließen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Dr. Schär Deutschland GmbH, Ebsdorfergrund
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

EASD-Kongress

Neue Insuline verändern die Diabetes-Therapie

Systemerkrankungen

Schuppenflechte geht aufs Herz – aber warum eigentlich?

Lesetipps