Delegation

Wandel der Berufe vollzieht sich langsam

Das tradierte Arztbild verhindert noch immer eine bessere Aufgabenverteilung zwischen den Berufen, glauben Experten. In Rheinland-Pfalz haben drei Krankenhäuser neue Rollenverteilungen im Rahmen eines Modellvorhabens erprobt.

Von Martina Merten Veröffentlicht:
Modellvorhaben zur besseren Aufgabenverteilung zwischen den Berufsgruppen gibt es bislang nur sehr wenige - der Gesetzgeber will dies ändern.

Modellvorhaben zur besseren Aufgabenverteilung zwischen den Berufsgruppen gibt es bislang nur sehr wenige - der Gesetzgeber will dies ändern.

© Monkey Business / fotolia.com

BERLIN. Mehr Modellversuche, in denen die Übertragung ärztlicher Tätigkeit auf nicht-ärztliche Gesundheitsberufe erprobt wird, hat Dr. Rainer Hess gefordert.

Trotz der vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) im Jahr 2011 beschlossenen Richtlinie zur Heilkundeübertragung im Rahmen von Modellvorhaben mangelt es noch immer an solchen Vorhaben und deren Evaluation, betonte der ehemalige GBA Vorsitzende während des Deutschen Pflegetages in Berlin.

"Hemmschuh ist unser tradiertes Arztbild", glaubt Hess. Dabei gehe es insbesondere im Bereich der Pflege darum, den Beruf attraktiver zu gestalten und Pflegekräften wie in vielen anderen europäischen Ländern bereits vorhanden mehr Verantwortung zu übertragen.

Nach dem GKV-Versorgungsstärkungsgesetz wird es eine vollständige Verlagerung ärztlicher Tätigkeiten wie Diagnosestellung, Therapiewahl oder Verschreibung auf nicht-ärztliche Heilberufe nicht geben.

Delegation nicht nur bei Unterversorgung

Allerdings will der Gesetzgeber Modellvorhaben, in denen Substitution erprobt wird, vereinfachen und berufsrechtliche Regelungen hierzu anpassen.

Die Delegation ärztlicher Leistungen wird dagegen leichter als bislang und flächendeckend möglich sein, nicht länger nur in unterversorgten Gebieten, heißt es im GKV-VSG.

Bundesweit bislang einzigartig wurde ein Modellvorhaben zur Neuorganisation der Pflege in Rheinland-Pfalz evaluiert.

Das dortige Ministerium für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Demografie initiierte bereits frühzeitig im Rahmen der Kampagne "Menschen pflegen" Vorhaben an drei Krankenhäusern, um Arbeitsabläufe und Aufgabenverteilungen zwischen den Berufsgruppen zu optimieren und insbesondere die Verantwortung für Pflegefachpersonen zu stärken.

Qualität unverändert

Die Ergebnisse der Evaluation klingen vielversprechend: Die Qualität der Versorgung blieb weitgehend unverändert. Die Patienten zeigten sich gleichbleibend zufrieden, schilderte Projektleiterin Professor Renate Stemmer von der Katholischen Hochschule Mainz.

Vor allem jene Innovationen wirkten sich positiv aus, die die Wartezeiten von Patienten und Berufsgruppen aufeinander reduzierten. Zudem verbesserte sich das Selbstverständnis der Pflegenden durch die neuen Rollen und die gestiegene Verantwortung.

Ärzte zeigten sich zunehmend zum Dialog mit den Pflegefachkräften bereit, anstehende Entscheidungen konnten sie leichter als zuvor gemeinsam besprechen, berichtete Stemmer. Noch vor Beginn des Projekts schien es nach Ansicht der Projektinitiatoren, als hätten sich sowohl Ärzte als auch Pflegende in ihren konventionellen Rollen eingerichtet.

Das Robert-Bosch-Krankenhaus in Stuttgart setzt auf eine dualen Arbeitsteilung, so Pflegedirektorin Ursula Matzke. Das eröffne Einsparpotenziale.

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Arztbild ist zu überdenken

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Kommentar zur Niederlassungsförderung im Saarland

Landarztprogramme sind nur ein „Nice-to-have“

Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Mehr als ein oberflächlicher Eingriff: Die Krankenhausreform verändert auch an der Schnittstelle ambulant-stationär eine ganze Menge.

© Tobilander / stock.adobe.com

Folgen der Krankenhausreform für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte

Die Klinikreform bringt Bewegung an der Schnittstelle zwischen Praxen und Krankenhäusern

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: der Deutschen Apotheker- und Ärztbank (apoBank)
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Krebs in Deutschland

Bei zwei Krebsarten nahm die Sterblichkeit am stärksten ab

Geldanlage

Vermögen auf Rezept: Wie sich eine langfristige Finanzplanung auszahlt

Lesetipps
Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an

Eine junge Frau fasst sich an ihren schmerzenden Ellenbogen.

© Rabizo Anatolii / stock.adobe.com

Laterale Ellbogenschmerzen

Diese sechs Kriterien sprechen gegen einen „Tennisarm“

Die Luftbelastung in Innenräumen mit Reinigungsprodukten betrifft jede Person. Sie beeinflusst unsere Lungenfunktion, und das lebenslang. Diese Gefahr wird unterschätzt. So die Meinung einer Pneumologin aus Italien.

© natali_mis / stock.adobe.com

Verschmutzte Luft

Was Reinigungsmittel in der Lunge anrichten können