Weniger Kindesmissbrauch in Deutschland
BERLIN (jvb). Weniger Kinder und Jugendliche sind bis zu ihrem 16. Lebensjahr sexuell missbraucht worden - im Vergleich zu Beginn der 90er Jahre.
Veröffentlicht:Es handelt sich jedoch nur um einen leichten Rückgang, bei Frauen um 2,2 Prozent und bei Männern um 1,5 Prozent. Mädchen haben mit 6,4 Prozent Betroffenen dabei deutlich häufiger unter sexueller Gewalt zu leiden als Jungen (1,3 Prozent).
Das geht aus dem vorläufigen Bericht zur "Repräsentativbefragung Sexueller Missbrauch 2011" hervor, den Bundesbildungsministerin Annette Schavan zusammen mit Christian Pfeiffer, Leiter des beauftragten Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), in Berlin vorstellte.
Vergleichsdaten liegen fast 20 Jahre zurück
Erste Zweifel äußerte das Netzwerk Betroffene von sexualisierter Gewalt. Viele Opfer verdrängten die Tat und gäben sie auch in einer Befragung nicht an, sagte der Vorsitzende Norbert Denef zur Nachrichtenagentur dpa.
Die einzigen deutschlandweiten Vergleichsdaten der Studie liegen fast 20 Jahre zurück. Im Jahr 1992 hatte das KFN nur 3300 Menschen befragt. Aus diesen Gründen unterstützte das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) die Neuauflage der Untersuchung.
Aktuell hat das KFN nicht nur knapp 11.500 Personen, sondern auch die größten Migrantengruppen - vor allem Türken und Russen - einbezogen. An der Studie hatten sich Frauen und Männer im Alter von 16 bis 40 Jahren beteiligt. Der Abschlussbericht liegt wahrscheinlich Ende 2013 vor.
Rückgang von Missbrauch in den Familien
Besonders innerhalb der Familie seien weniger Kinder missbraucht worden, sagte Schavan. Den Rückgang führt KFN-Leiter Pfeiffer darauf zurück, dass Mütter sich gegen Missbrauch ihrer Kinder besser wehren und mehr Opfer die Täter anzeigen.
"Während in den 80er Jahren im Durchschnitt etwa jeder zwölfte Täter damit rechnen musste, dass er zur Verantwortung gezogen wird, trifft es heute jeden Dritten", sagte Pfeiffer.
Zudem hätten sich Schulen, Sportvereine und kirchliche Einrichtungen erfolgreich dafür eingesetzt, Kinder zu schützen.
Schavan möchte Thema weiter enttabuisieren
Schavan betonte, dass die öffentliche Diskussion zur Anzeige ermutige. Sie möchte das Thema nun weiter enttabuisieren.
Dazu fördert das BMBF die Forschung mit 30 Millionen Euro. Mediziner, Psychologen und Sozialwissenschaftler sollen helfen, Prävention und Behandlung von Opfern zu verbessern.