Bis zum Weltfrauentag

1:1-Betreuung und niedrigere Haftpflichtprämien: Hebammen starten Kampagne für bessere Versorgung

Zu wenig Personal und schlechte Bedingungen führten bei vielen Frauen zu Traumata bei der Entbindung. Das will der Deutsche Hebammenverband ändern – und fordert mehr Unterstützung für die Geburtshilfe.

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Geburt ohne Arzt: Immer mehr Geburtskliniken bieten hebammengeführte Kreißsäle mit 1:1-Betreuung an. Die Versorgung ist jedoch längst nicht ausreichend.

Geburt ohne Arzt: Immer mehr Geburtskliniken bieten hebammengeführte Kreißsäle mit 1:1-Betreuung an. Die Versorgung ist jedoch längst nicht ausreichend.

© Christoph Reichwein / dpa / picture alliance

Berlin. Rund 700.000 Kinder erblicken in Deutschland jährlich das Licht der Welt. Doch nicht immer sind die Mütter mit der Situation unter der Geburt zufrieden. Aus diesem Grund startet der Deutsche Hebammenverband (DHV) am Freitag seine Kampagne „Frauen zahlen den Preis“ in Berlin.

Bis zum Weltfreuentag am 8. März wollen die Hebammen auf Probleme und Missstände im Rahmen der Entbindungen aufmerksam machen. Der Verband fordert für alle Frauen eine 1:1-Betreuungsgarantie durch Hebammen unter der Geburt sowie ein flächendeckendes wohnortnahes Versorgungsnetz.

Denn: Rund ein Drittel der Frauen erlitten ein Geburtstrauma, heißt es in der Mitteilung zur Kampagne - also 207.897 junge Mütter jährlich. Die derzeitigen Strukturen in der klinischen Geburtshilfe sorgten häufig dafür, dass sich Frauen während der Geburt alleingelassen fühlten. Rund 43 Prozent der Frauen berichteten von Ein- und Übergriffen, die ohne ihr Einverständnis durchgeführt worden seien.

Recht auf freie Wahl der Geburtsbetreuung

Dazu gehören Dammschnitte, vaginale Untersuchungen, Fruchtblaseneröffnungen oder Injektionen eines Medikaments. „Wir möchten das Bewusstsein für eine dringend notwendige Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Hebammen schärfen – damit Geburten nicht nur sicher, sondern auch würdevoll und menschlich gestaltet werden können“, so der DHV.

Der Verband verweist auf Zahlen der WHO, nach denen Deutschland mit 31,8 % eine überdurchschnittlich hohe Kaiserschnittrate hat. Noch immer lohne sich für Kliniken ein Kaiserschnitt finanziell deutlich mehr als eine vaginale Geburt.

Online-Petition

Das Recht von Frauen auf eine freie Wahl ihrer Geburtsbetreuung müsse ebenso umgesetzt werden wie eine hebammengeleitete Geburtshilfe. „Nur so kann der hohen Anzahl an Geburtstraumata in Deutschland entgegengewirkt werden.“

Von der kommenden Bundesregierung verlangt der Verband außerdem einen angemessenen Personalschlüssel für Hebammen, Ärzte und Pflegepersonal. Obendrein müsse das Haftpflichtproblem für freiberufliche Hebammen gelöst werden.

Denn Hebammen, die Geburtshilfe anbieten, müssen immens hohe Prämien für die Berufshaftpflichtversicherung zahlen. Der DHV hat eine Online-Petition gestartet, das Ziel sind 30.000 Unterschriften. (kaha)

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