Thüringen

Ambulantes Netz soll der Psyche helfen

Der Techniker Kasse in Thüringen sind die steigenden Fallzahlen bei psychischen Erkrankungen in Kliniken ein Dorn im Auge. Sie setzt auf ein ambulantes Versorgungsnetz.

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ERFURT. Die Techniker Krankenkasse (TK) plant ein Versorgungsnetzwerk für psychisch Kranke in Thüringen, das eine Betreuung rund um die Uhr im eigenen Zuhause ermöglicht.

Wer nicht lange auf einen Termin beim Psychotherapeuten warten will, geht bisher meist ins Krankenhaus.

"Psychische Erkrankungen lassen sich im gewohnten Umfeld am besten behandeln", sagt TK-Landeschef Guido Dressel. Mit dem "Netzwerk psychische Gesundheit" soll daher die ambulante Behandlung gestärkt werden. Seit Jahren steigt die Zahl der Behandlungsfälle.

Allein bei der TK in Thüringen wurden 2011 rund 2900 Patienten im Krankenhaus behandelt - etwa 2,5 Prozent der Versicherten. Das ist auch eine Kostenfrage: Je Krankenhausfall mit psychischer Diagnose zahlte die TK rund 4300 Euro bei einer durchschnittlichen Verweildauer von 13 Tagen.

"Das Netzwerk kann für die Kliniken auf lange Sicht unangenehm werden", hofft Dressel. "Uns geht es aber primär nicht um die Kosten, sondern um eine bessere Versorgung."

Die bisherigen Ausgaben sollen daher eins zu eins ins Budget für das neue Netz fließen. Der Patient erhält eine Rundum-Betreuung durch ein Team aus Fachärzten und Therapeuten.

Es gebe einen Krisendienst und Ansprechpartner, die rund um die Uhr verfügbar sind. "Das Ziel ist, dass die Leute koordiniert ambulant behandelt werden und gar nicht mehr ins Krankenhaus müssen", so Dressel.

Drehtür in die Klinik?

Das Netz ist auch als Alternative zu den Psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA) gedacht - sie sind zwar an Krankenhäusern angedockt, aber offener.

Dressel sieht darin ein Trojanisches Pferd: "Es liegt der Verdacht nahe, dass hier am Ende doch ein Drehtüreffekt von der PIA in das Krankenhaus erfolgt. Und zwar nicht nur aus Versorgungs-, sondern aus wirtschaftlichen Gründen."

Das neue Netz der TK wird ab Februar in Jena, Erfurt und Weimar gestartet und soll dann ins Umland ausgeweitet werden - bis ins Altenburger Land. Rund 100 Patienten können sich vorerst einschreiben.

Einen Platz gebe es sofort, betont Dressel. Normalerweise müssen Patienten auf einen Termin beim Psychologen oft ein halbes Jahr und länger warten. Der beklagte Mangel an Fachärzten sei aber auch ein bisschen hausgemacht, erklärt Dressel.

Einige Fachärzte arbeiten verkürzt, andere nur privat. Die integrierte Versorgung im Netz soll deshalb ein Anreiz sein und sich auch finanziell für die Ärzte und Therapeuten lohnen.

"Es gibt eigentlich genug Psychotherapeuten", sagt Dressel. Das Netz, das in anderen Bundesländern bereits erprobt wird, sei auch für andere Krankenkassen offen. (rbü)

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