Wiedervereinigung wirkt nach

Ärztemangel auch wegen des Mauerfalls?

Landarzt gesucht: Hat die Wiedervereinigung das Streben der nächsten Ärztegeneration nach einer anderen Frei- und Arbeitszeit mit befeuert?

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BERLIN. Der Mauerfall vor 30 Jahren hat Euphorie und Aufbruchstimmung ausgelöst, zumindest in Teilen des danach vereinigten Deutschlands. Wo überall das historische Großereignis in die Gegenwart hineinwirkt, ist noch nicht klar. Möglicherweise hat es sogar Einfluss auf den heutigen gesamtdeutschen Ärztemangel, genauer auf die Knappheit an zur Verfügung stehender Arztarbeitszeit.

Darauf hat Bundesärztekammerpräsident Dr. Klaus Reinhardt bei der AOK im Dialog-Veranstaltung „Landarztidyll war gestern, was kommt morgen?“ hingewiesen.

Auf die Bemerkung eines Mitdiskutanten hin, die Zahl der Medizinstudienplätze in Deutschland sei nicht eingebrochen, meldete sich Reinhardt mit „Einspruch Euer Ehren“ zu Wort. Tatsächlich liege die Zahl der Plätze um ein Drittel tiefer als vor der Wende – gesamtdeutsch betrachtet. Schließlich seien im Osten etwa 5000 Studienplätze weggefallen.

Länder setzen auf Quoten

Die zur Verfügung stehenden Kapazitäten – rund 10.600 Studienplätze an der Zahl – hätten sich somit im zurückliegenden Vierteljahrhundert kaum verändert. Darauf ist in den vergangenen Jahren immer wieder hingewiesen worden. Tatsächlich haben die Studienkohorten ausgereicht, die Zahl der Arztköpfe anwachsen zu lassen.

Diesen Gewinn hat das Streben neuer Ärztegenerationen nach einem anderen Verhältnis von Frei- und Arbeitszeit, als sich das noch der klassisch dauererreichbare Landarzt alter Prägung jemals hätte vorstellen können, in einen negativen Arztarbeitszeitsaldo verwandelt.

Inzwischen tut sich Einiges. In Augsburg und Bayreuth sollen noch in diesem Jahr mehr als 2000 neue Möglichkeiten entstehen, Medizin zu studieren. Um Landärzte zu gewinnen, setzen die für die Universitäten zuständigen Länder auf Quoten. Nordrhein-Westfalen beginnt mit 145 Landarzt-Studienplätzen im kommenden Wintersemester. Bayern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Rheinland-Pfalz wollen folgen.

Der Wermutstropfen in der an sich erfreulichen Nachricht: Bis die ersten Quoten-Landärzte auf dem Land ankommen können, vergehen rund zwölf Jahre. Das löst auch beim BÄK-Präsidenten leichten Geschichts-Kater aus: „Man hätte vielleicht schon vor zwei Jahrzehnten einen Regionalproporz einführen sollen“, sagte Reinhardt bei der AOK-Veranstaltung in Berlin. (af)

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