Moderne Abführmittel sind ungefährlich

Moderne Laxanzien lösen bei maßvoller Anwendung keinen Toleranzeffekt aus. Das zeigt die Studienlage zur Gastroenterologie, die Professor Wolfgang Fischbach aus Aschaffenburg beim Praxis Update vorstellt.

Veröffentlicht:

Ärzte Zeitung: Herr Professor Fischbach, lange Zeit wurde angenommen, dass die regelmäßige Verwendung von Abführmitteln einen Circulus vitiosus auslöst und die Patienten am Ende erst recht unter Obstipation leiden …?

Professor Wolfgang Fischbach: Bei den früher genutzten Laxanzien traf das teilweise sicherlich zu. Die heutigen modernen Arzneien dagegen haben bei vorschriftsmäßiger Einnahme in Studien keine derartigen unerwünschten Wirkungen gezeigt.

Ärzte Zeitung: Können Laxanzien demnach immer eingesetzt werden?

Fischbach: Wer zur Verstopfung neigt, sollte zuerst seinen Lebensstil überprüfen: Ausreichend Bewegung und eine ballaststoffreiche Ernährung können schon viel bewirken …

Ärzte Zeitung: Sind Ballaststoffe wie Vollkorn oder Quellstoffe wie Flohsamen denn für jeden geeignet?

Fischbach: Nein, bei Patienten, deren Obstipation mit einem Reizdarmsyndrom vergesellschaftet ist, kann das kontraproduktiv sein. Aber wer etwa bei einer akuten Erkrankung mit Bettlägerigkeit oder bei ungewohnter Ernährung im Urlaub "verstopft", dem können Ballast- und Quellstoffe oft helfen. Außerdem haben sich hier Abführ-Zäpfchen bewährt, die Gase bilden und so Dehnungsreize im Enddarm auslösen.

Ärzte Zeitung: Wenn aber eine Verstopfung nicht mehr verschwindet und chronisch wird, was dann?

Fischbach: Von einer chronischen Obstipation spricht man erst, wenn über mehrere Monate weniger als drei Stuhlentleerungen pro Woche zustande kommen und diese mühsam, schmerzhaft und unvollständig sind. Wenn Basismaßnahmen allein nicht helfen, kann man hier osmotisch wirksame Abführmittel auf der Basis von Zucker, Salzen oder Polyethylenglykol einsetzen. All diese Abführmittel sind rezeptfrei erhältlich und können ohne Bedenken auch vom Hausarzt empfohlen werden.

Ärzte Zeitung: Was kann man tun, wenn die Verstopfung noch hartnäckiger ist?

Fischbach: Zunächst sollte dann eine Abklärung beim Facharzt erfolgen. So eine therapieresistente Verstopfung - oder jede neu auftretende chronische Obstipation bei über 50-Jährigen - könnte ein Hinweis auf eine maligne Darmerkrankung sein. Ist dies ausgeschlossen, wird der Gastroenterologe sicherlich Abführmittel der Stufen 3 oder 4 verschreiben, das sind Darmlavagen und Gleitmittel sowie Prokinetika, Sekretagoga und das neue Methylnaltrexon.

Das Interview führte Simone Reisdorf. Weitere Informationen und Anmeldung im Internet unter www.praxis-update.com

Praxis Update: 16 CME-Punkte

Das Praxis Update findet dieses Jahr in Berlin, Wiesbaden und Düsseldorf statt. Jeder Teilnehmer kann sich an zwei Tagen einen Überblick über die neuen Entwicklungen in der gesamten Allgemeinmedizin verschaffen, etwa in Kardiologie, Rheumatologie, Diabetes, Geriatrie oder Dermatologie. Auf vielfachen Wunsch wird dieses Jahr die Pädiatrie mit Schwerpunkt Impfung aufgenommen. Neu ist auch Nephrologie. Das Praxis Update ist mit 16 CME-Punkten zertifiziert.

Die Termine:

  • 24./25. April in Berlin
  • 15./16. Mai in Wiesbaden
  • 15./16. Mai in Düsseldorf

www.praxis-update.com

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Weizen und Gluten entstigmatisieren

Reizdarmsyndrom: Ist die Glutensensitivität ein Nocebo-Phänomen?

Kolektomie

Chirurgie bei CED: Ist die Segmentresektion eine Option?

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema

Ist das AMNOG bereit für HIV-Innovationen?

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Gilead Sciences GmbH, Martinsried
Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf di

© peterschreiber.media / stock.adobe.com

Dapagliflozin bei chronischer Nierenkrankheit (CKD):

Subgruppenanalysen der Studie DAPA-CKD zum Einfluss von Alter, Geschlecht und Gebrechlichkeit auf die Wirksamkeit

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Abb. 2: TriMaximize-Studie: Verbesserung der Lebensqualität nach Umstellung auf extrafeine Dreifachfixkombination

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Mittelgradiges bis schweres Asthma bronchiale

Bessere Kontrolle und Lebensqualität unter inhalativer Triple-Therapie

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Chiesi GmbH, Hamburg
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Ein Netzwerkkabel

© tbcgfoto / stock.adobe.com

Abrechnung in Gefahr

TI: Alte Konnektoren müssen bis Ende 2025 ausgetauscht sein!

Ein Mädchen wird geimpft.

© KMPZZZ / stock.adobe.com

Cochrane Reviews

HPV-Impfung schützt vor Gebärmutterhalskrebs und Krebsvorstufen