"Im Angesicht des Todes"

James Bond ist nichts für Kinder

Sein Name ist Bond, James Bond, und er ist bekannt dafür, dass er auch mal hart zuschlägt. Zu häufig und zu hart für zarte Kinderseelen, behaupten Psychologen: Die Zahl der exzessiven Gewaltszenen pro Film hat sich seit den 1960er-Jahren verdreifacht.

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Gewaltszene: Helikopter gegen Schneemann.

Gewaltszene: Helikopter gegen Schneemann.

© United Archives / imago

DUNEDIN. Als der junge James Bond im Jahr 1962 den fiesen Dr. No jagte, ging alles noch halbwegs gesittet zu. Zwar wurde auch damals schon ordentlich geprügelt und geschossen, und schließlich endete No im kochenden Kühlwasser eines Kernreaktors, aber die Zahl der Gewaltszenen belief sich gerademal auf 109, haben Psychologen und Präventionsmediziner um Dr. Helena McAnally ausgerechnet.

Mit der Zeit ging es jedoch immer härter zu: Als Agent 007 im Jahr 1997 den Morgen nicht sterben lassen wollte (Tomorrow Never Dies), hinterließ er nicht nur eine Schneise der Verwüstung im beschaulichen Hamburg, er glänzte auch mit fast 400 Gewaltakten, wobei in über 300 Gewaltszenen die Luft mit Fäusten, Blei, Messern oder anderem lebensbedrohlichem Material gesättigt war.

Nicht weniger zimperlich ging es 2002 zur Sache, als der Agent im Dienste ihrer Majestät seinen nordkoreanischen Entführern klar machte, dass er trotz ihrer intensiven körperlichen Zuwendung lieber an einem anderen Tag sterben würde (Die Another Day).

Auch wenn der Held im reiferen Alter lieber im Casino Royale am Roulettetisch saß oder bei einer netten Begleiterin Ein Quantum Trost suchte, so hatte er es dennoch nie weit zum nächsten Gemetzel, berichten die Forscher aus Dunedin in Neuseeland (JAMA Pediatr 2013; 167(2): 195).

Minderjährige sehen immer mehr Gewalt in Filmen

McAnally und ihre Team wollen mit der Analyse sämtlicher James-Bond-Filme dokumentieren, wie sehr Gewalt in Kinofilmen im Laufe der vergangenen 50 Jahre zugenommen hat.

Die Kultreihe um den britischen Spezialagenten eignet sich ihrer Auffassung nach dafür besonders gut, weil die Filme nach einem ähnlichen Muster gestrickt sind und allesamt nach den US-Altersempfehlungen für Jugendliche ab 13 Jahren unter Begleitung von Erwachsenen geeignet sein sollen (in Deutschland ab 12 Jahren).

Obwohl sich an der Altersempfehlung wenig geändert hat, nahm die Gewalt in der beliebten Serie deutlich zu, berichten sie. Als Gewaltszene werteten sie dabei alles von der Ohrfeige bis zur Folter, wobei sie jeden gezeigten Versuch, in dem eine Person einer anderen an den Kragen wollte, einzeln zählten.

Sie unterschieden zudem zwischen leichter und schwerer Gewalt (Prügeln, Schießen, Angriffe mit jeglicher Art von Waffen). Massenprügeleien und wilde Schießereien werteten sie pauschal wie zehn Gewaltszenen.

Zwischen Dr. No (1962) und Ein Quantum Trost (2008) hat sich demnach die Zahl der Gewaltszenen pro Film im Schnitt verdoppelt, die der schweren Gewaltakte sogar verdreifacht.

Die Psychologen sehen darin eine generelle Entwicklung und gehen davon aus, dass Kinder und Jugendliche heute im Kino und Fernsehen weit mehr mit brutalen Handlungen konfrontiert werden, als dies noch vor einigen Jahrzehnten der Fall war.

Sie vermuten, dass Gewaltexzesse auf der Leinwand und am Bildschirm auch gewalttätiges Verhalten begünstigen. Altersempfehlungen, so fordern sie, sollten daher die zunehmende Brutalität in Filmen stärker berücksichtigen. (mut)

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