Gefahr durch „Leckerli“

Wenn Hunde Drogen fressen

Ein weggetreten grinsender Chihuahua erfreut das Internet. Aber das gern geteilte Bild führt auf die falsche Fährte: Für Vierbeiner sind schon kleinste Joint-Reste eine große Gefahr.

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Nevio, ein elfjähriger Deutsch Kurzhaar-Mix, ruht sich auf einer Parkbank am Mainufer aus. Vor einiger Zeit hatte das Tier THC-haltige Drogen gefressen und war deshalb beim Tierarzt in Behandlung.

Nevio, ein elfjähriger Deutsch Kurzhaar-Mix, ruht sich auf einer Parkbank am Mainufer aus. Vor einiger Zeit hatte das Tier THC-haltige Drogen gefressen und war deshalb beim Tierarzt in Behandlung.

© Frank Rumpenhorst /dpa

FRANKFURT/GIEßEN. Nevio ist es schon zweimal passiert: Der Deutschkurzhaar hat beim Gassigehen Marihuana-Reste gefressen und landete als Notfall in der Tierklinik. Kein Einzelfall, wie Tierarzt Hendrik Lehmann berichtet. „Wir sehen das immer wieder“, so Lehmann, der in der Klinik für Kleintiere der Universität Gießen tätig ist.

Symptome bei Hunden sind vielseitig“, erklärt der Tierarzt: Gleichgewichtsstörungen, geweitete Pupillen, Inkontinenz, Zittern und Zucken, Erbrechen. „Je nach Schweregrad der Symptome und aufgenommener Dosis“ könne das auch zum Tod führen, weiß der Experte.

Besonders gefährlich ist es, wenn Cannabis in Keksen oder Kuchen steckt. Denn Schokolade ist für Hunde schon alleine gefährlich druch das enthaltene Theobromin. Die Verbindung von Süßem und THC birgt dann noch besondere Risiken.

Ein wachsendes Problem sei THC-Vergiftung bei Tieren in den USA, wo einige Bundesstaaten Cannabis legalisiert haben, so der Tierarzt. Auch aus der Schweiz habe man eine Zunahme festgestellt. „Aus Deutschland gibt es unseres Wissens keine Daten zu der Häufigkeit“, heißt es an der Uni Gießen.

Zunächst Verdacht auf Schlaganfall

Bei Nevio dachten die Besitzer zuerst an einen Schlaganfall. Sie brachten den Jagdhund, der sich kaum auf den Beinen halten konnte, in eine Frankfurter Tierklinik. Bei einem Urintest wurde der Cannabis-Wirkstoff THC festgestellt. Die Mitarbeiter beruhigten die überraschten Besitzer: Der Hund könnte auf der Straße den Rest eines Joints gefressen haben, das komme bei Allesfressern schon vor.

Anders liegt der Fall übrigens bei Drogenspürhunden. Sie erschnüffeln nicht die Drogen selbst, wie Gerold Günther erklärt, der Leiter des Fachbereichs Diensthundewesen der Polizeiakademie Hessen: „Drogen sind für den Hund genauso unattraktiv wie Sprengmittel.“

Die Konditionierung funktioniert über das Beutefangverhalten der Tiere. Die Drogen werden dafür in einem Spielzeug verpackt. „Über das Spiel gewöhnt sich der Hund an den spezifischen Geruch des Inhalts.“

Auch wenn der Hund nicht an den Drogen selbst interessiert ist, kann es passieren, dass er versehentlich mit dem Stoff in Kontakt kommt. Deswegen habe jeder Diensthundeführer ein medizinisches Notfallset dabei, erklärt der Polizist. Damit kann der Hund im Fall des Falles sofort behandelt werden. Er erbricht dann den Stoff, bevor die Droge über den Magen aufgenommen werden kann.

Nevio bekam in der Klinik eine Infusion, mit der die Drogenrückstände ausgespült wurden. Lustig war das für Tier und Besitzer nicht – auch wenn ein nach dem Verzehr von Haschkeksen debil grinsender Chihuahua kürzlich zum Internetstar wurde.

Tierarzt Lehmann rät, Hunde zu schützen, indem man ihnen „die Aufnahme von Fremdstoffen“ abtrainiert. „Im Extremfall“ helfe das Tragen eines Maulkorbs. (dpa)

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