Psychotherapie

Kostenerstattung als Ausweg

Die Regierung zeigt sich unbeeindruckt von Beschwerden, Kassen machten Patienten das Leben schwer.

Veröffentlicht:

BERLIN. Fast 68.000 GKV-Versicherte haben sich in der Zeit von April bis Ende Dezember vergangenen Jahres wegen einer psychotherapeutischen Sprechstunde oder Akutbehandlung an eine Terminservicestelle gewandt. Dort habe rund 87 Prozent der Versicherten binnen vier Wochen ein Termin vermittelt werden können.

Das berichtet die Bundesregierung in ihrer Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Grünen im Bundestag. Die genannten Zahlen beziehen sich nicht auf die Vermittlung einer Richtlinientherapie.

Die Gründe dafür, dass ein Termin nicht vermittelt werden konnte, seien vielfältig, erklärte das Bundesgesundheitsministerium unter Verweis auf die KBV. So würden Terminangebote von Patienten etwa abgelehnt, wenn der Wunschtherapeut nicht verfügbar ist oder wenn für Patienten mit eingeschränkter Mobilität kein wohnortnaher Behandlungsort zur Verfügung gestellt werden konnte.

Beschwerden von Versicherten, ihre Krankenkasse habe eine Kostenerstattung für die Richtlinientherapie abgelehnt, macht sich die Regierung nicht zu eigen. Ein abgestimmtes Verhalten der Kassen, Anträge auf Richtlinien-Psychotherapie nicht mehr zu bewilligen, sei ihr nicht bekannt. Und falls es derartige Praktiken gebe, sei dies ohnehin allein Sache der zuständigen Aufsichtsbehörden.

Allerdings stellt die Regierung in ihrer Antwort klar, dass sich die gesetzlichen Voraussetzungen für eine Kostenerstattung durch die im April 2017 eingeführten neuen Angebote (Sprechstunde und Akutbehandlung) nicht verändert haben. Das gelte für die Inanspruchnahme von Psychotherapeuten ohne Kassenzulassung – nach vorheriger Zustimmung der Kasse – und für die Kostenerstattung im Falle eines vom Patienten selbst beschafften Therapie-Platzes. Auch die neue Rechtslage "schließt eine ausnahmsweise Kostenerstattung bei etwaigen Versorgungsdefiziten nicht aus", heißt es. Zahlen darüber, wie häufig in der Vergangenheit Anträge auf Kostenerstattung für Psychotherapie bewilligt oder abgelehnt wurden, würden in der amtlichen GKV-Statistik nicht ausgewiesen.

Die Grünen zeigen sich mit der Regierungsantwort wenig zufrieden. "Es kann nicht sein, dass man Menschen mit psychischen Erkrankungen monatelang auf einen Termin warten lässt oder dass sie die Kosten für die Behandlungen selber vorstrecken müssen", sagte Maria Klein-Schmeink, gesundheitspolitische Sprecherin ihrer Fraktion. (fst)

Mehr zum Thema

Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

„DreifürEins“: Anschlussfinanzierung für Innovationsfondsprojekt gesichert

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Weniger Nierenkomplikationen

DOAK von Vorteil bei Vorhofflimmern und Niereninsuffizienz

Lesetipps
Das Maximum in Europa für die Facharztweiterbildung seien fünf Jahre, das Minimum drei Jahre. „Nur so als Überlegung, ob und wo man reduzieren könnte“, sagte Prof. Henrik Herrmann (links), der zusammen mit Dr. Johannes Albert Gehle (rechts) den Vorsitz der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer innehat.

Beschluss des 128. Ärztetags

Die ärztliche Weiterbildung soll schlanker werden