Sparen für die Nachkommen

Die Börse bietet viele Optionen

Beim Sparen für ihre Kinder setzen viele Eltern auf Sicherheit. Experten raten aber auch zu Aktien: Das bringt Renditechancen – setzt aber Gelassenheit bei Kursschwankungen voraus.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:
Ob Studium oder Auslandsreise – Gründe, Geld für seine Kinder zu sparen gibt es viele.

Ob Studium oder Auslandsreise – Gründe, Geld für seine Kinder zu sparen gibt es viele.

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NEU-ISENBURG. Die Studiengebühren, teure Auslandsaufenthalte oder das Startkapital für die spätere eigene Wohnung – es gibt viele Gründe, warum Eltern gleich nach der Geburt ihrer Kinder beginnen, für diese zu sparen.

Meist setzen sie dabei auf das vermeintlich besonders sichere Sparbuch oder auf Prämien-Sparpläne. "Das ist ein Fehler", meint Jan-Patrick Weuthen, Stratege bei der Anlageberatungsgesellschaft B&K Vermögen in Köln. "Bei der langfristigen Vermögensbildung für die Kinder werden die Anlageprodukte häufig zu vorsichtig gewählt."

"Von klassischen Sparprodukten ist abzuraten"

Bei Sparbüchern wird das darin angelegte Kapital zurzeit meist nur zwischen 0,01 bis 0,05 Prozent pro Jahr verzinst. Damit liegt der Ertrag weit unter der Inflationsrate von zuletzt 1,8 Prozent. Jahr für Jahr wird somit ein Teil des angesparten Kapitals durch die Teuerungsrate aufgefressen. "In der aktuellen Niedrigzinsphase ist von klassischen Sparprodukten abzuraten", sagt auch Andreas Görler, Anlageexperte bei der Berliner Vermögensverwaltung Wellinvest – Pruschke & Kalm.

Bei Prämien-Sparplänen steigt zwar der Zinsertrag über die Jahre an. Allerdings bieten die meisten Banken und Sparkassen bei diesen Produkten erst ab dem achten Jahr eine Zinsprämie von zwei Prozent – und damit oberhalb der Teuerungsrate. In den ersten beiden Jahren gibt es meist gar keine Prämie, sondern nur den Basiszins von 0,01 bis 0,05 Prozent. Im dritten Jahr beträgt die Prämie lediglich 0,25 Prozent und wächst erst in den folgenden Jahren langsam weiter.

Risiken minimieren

Statt auf Sparprodukte sollten Eltern deshalb lieber auf Aktien setzen, sagt Weuthen. "Deutsche Aktien haben in den vergangenen 20 Jahren, trotz des Platzens der Internetblase und drastischer Verluste in der Finanzkrise jährlich im Mittel mehr als fünf Prozent Rendite erbracht."

An den globalen Aktienmärkten hätten Anleger in der Vergangenheit im Schnitt sogar jährliche Erträge von mehr als sieben Prozent erzielt. "Bei einer monatlichen Sparrate von 100 Euro wächst bei einer Durchschnittsrendite von drei Prozent in 18 Jahren ein Betrag von 28.000 Euro heran – bei Einzahlungen von 21.000 Euro", sagt Weuthen. "Bei einer Durchschnittsrendite von sechs Prozent sind es sogar gut 38.000 Euro."

Um Risiken zu minimieren und Chancen zu erhöhen, sollte nicht in einzelne Aktien, sondern in Fonds investiert werden, die das Kapital über verschiedene Wertpapiere aus diversen Wirtschaftszweigen und Regionen streuen. "Kapitalanlagegesellschaften bieten Fondssparpläne für Minderjährige bereits ab einem Monatsbeitrag von nur zehn Euro an", sagt Titus Schlösser, Geschäftsführer der Portfolio Concept Vermögensmanagement in Köln.

Um ein größeres Vermögen aufzubauen, sollte die Monatsrate jedoch mindestens 50, besser noch 100 Euro betragen. "Wenn das Einkommen es zulässt, wäre es optimal, das gesamte Kindergeld anzusparen", sagt Marianne Gatzweiler, Vermögensbetreuerin bei der PMP Vermögensmanagement in Düsseldorf.

Verwaltungsgebühren im Blick

Bei aktiv gemanagten Fonds wird jedoch mit jeder Monatsrate ein Ausgabeaufschlag von fünf Prozent fällig. Diese Kosten entfallen bei passiv verwalteten Indexfonds, deren Anteile direkt an der Börse erworben werden, sparen. Zudem sind bei diesen, im Branchenjargon ETF genannten Fonds, die Verwaltungsgebühren sehr gering, weil sie Indices automatisch nachbilden. "Je geringer die Gebühren, desto besser für den Ertrag", sagt Gatzweiler.

Eltern sollten dabei nicht in Panik geraten, falls die Börsen zwischenzeitlich einmal einbrechen. Die Erfahrung zeige, dass diese vorübergehenden Verluste durch Gewinne in den folgenden Jahren mehr als wettgemacht werden, sagt Adrian Roestel, Leiter Portfoliomanagement bei der Münchner Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen.

"Um sich durch etwaige Kursschwankungen nicht unnötig nervös zu machen, sollten Eltern die jährlichen Depotauszüge deshalb einfach unbesehen abheften."

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