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AOK Fehlzeiten-Report 2021

Wie Resilienz Einzelne und Unternehmen in der Pandemie stärkt

Beschäftigte, die sich selbst und ihren Arbeitgeber während der Pandemie als anpassungsfähig und flexibel erlebt haben, haben auch die Belastungen der Corona-Krise gesundheitlich besser bewältigt. Dies ist eine zentrale Erkenntnis des Fehlzeiten-Reports 2021.

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Mehrfachbelastung durch Homeoffice und Kinderbetreuung: Arbeitnehmerinnen und -nehmer, die hier Unterstützung von ihrem Unternehmen und Kollegen erfahren haben, kamen weitaus besser mit der Corona-Krise klar.

Mehrfachbelastung durch Homeoffice und Kinderbetreuung: Arbeitnehmerinnen und -nehmer, die hier Unterstützung von ihrem Unternehmen und Kollegen erfahren haben, kamen weitaus besser mit der Corona-Krise klar.

© Anke Thomass / stock.adobe.com

Berlin. Ein Schwerpunkt des diesjährigen Reports ist das Thema Resilienz – also die Frage danach, was Einzelne dabei unterstützt, Belastungssituationen zu trotzen und sogar gestärkt aus Krisen hervorzugehen. Die Studie nahm dazu auch die Wechselwirkung zwischen dem individuellen Empfinden und den Erfahrungen im Unternehmen in den Blick. Im Ergebnis zeigt sich: Wer seinem Unternehmen eine hohe Resilienz zuschreibt, ist auch selbst gesundheitlich stabiler.

So waren beispielsweise 45,9 Prozent der Befragten voll und ganz überzeugt, dass das eigene Unternehmen zum Wohl der Gesellschaft beiträgt. 43,4 Prozent fühlten sich von ihren Kolleginnen und Kollegen unterstützt, wenn sie bei der Arbeit Probleme hatten.

Damit gaben sie ihren Arbeitgebern gute Noten für die Resilienz. Befragte, die dem Unternehmen insgesamt eine hohe Resilienz zuschrieben, hatten sich selbst in den letzten zwölf Monaten im Schnitt nur an 7,7 Tagen arbeitsunfähig gemeldet. Anders sieht es bei jenen Beschäftigten aus, die ihrem Unternehmen niedrige Resilienz bescheinigten: Sie stuften damit die Resilienz deutlich niedriger ein und hatten im Durchschnitt an 11,9 Fehltage in den letzten zwölf Monaten.

Ein Impuls fürs Gesundheitsmanagement

„Die Ergebnisse des Fehlzeiten-Reports sind sehr ermutigend. Denn sie zeigen, dass Beschäftigte, die ihr Unternehmen in der Krise als besonders anpassungsfähig, die Führungskraft als Unterstützung und den Zusammenhalt im Betrieb als gut erleben, seltener von gesundheitlichen Beschwerden berichten“, sagt Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes.

Das bedeute im Umkehrschluss auch, dass es bei hohen krankheitsbedingten Fehlzeiten in einem Betrieb viele Hebel gebe, die Situation durch umsichtige Unternehmensführung und Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) zu verbessern. Vor dem Hintergrund der großen Veränderungen der Arbeitswelt durch Herausforderungen der Pandemie, empfahl Litsch den Unternehmen, BGM-Angebote verstärkt zu nutzen. Die AOK etwa sei trotz der schwierigen Rahmenbedingungen in der Pandemie im vergangenen Jahr allein in mehr als 1300 Einrichtungen der Pflegebranche mit ihren BGM-Angeboten aktiv gewesen.

Die Studie belegt auch, dass die Ausprägung der individuellen Resilienz sich auf emotionale und psychosomatische Beschwerden auswirkt: Beschäftigte mit niedriger individueller Resilienz berichten mehr als doppelt so häufig über Zweifel an den eigenen Fähigkeiten (69 Prozent vs. 27 Prozent) oder über Angstgefühle (52 versus 11 Prozent) wie Beschäftigte mit besonders hoher individueller Resilienz.

Auch bei körperlichen Beschwerden wie Magen-Darm-Problemen (38 versus 13 Prozent) oder Herz-Kreislauf-Beschwerden (36 versus 12 Prozent) gibt es deutliche Unterschiede. Die Ergebnisse des Fehlzeiten-Reports spiegeln auch einen großen Umbruch in der Arbeitswelt wider, der durch die Corona-Pandemie ausgelöst wurde. 80 Prozent der Beschäftigten geben an, dass sich ihre persönliche Arbeitssituation in den letzten drei Monaten verändert habe. Fast 70 Prozent arbeiteten im Homeoffice, über 60 Prozent berichten von einer Flexibilisierung der Arbeitszeiten.

Vermehrt psychosomatische Beschwerden

Der Anteil der Erwerbstätigen, die über psychosomatische Beschwerden klagen oder sich durch negative Emotionen beeinträchtigt fühlen, ist laut der Befragung im Zuge der Coronavirus-Pandemie insgesamt gestiegen. Dies zeigt ein Vergleich der aktuellen Zahlen aus dem Frühjahr 2021 mit den Ergebnissen einer Befragung des WIdO, die kurz vor Beginn der Pandemie durchgeführt worden ist: Anfang 2020 klagten 69 Prozent der Befragten über Lustlosigkeit, Nervosität oder Niedergeschlagenheit, Anfang 2021 trafen diese Beschwerden sogar 88 Prozent der Befragten.

Auch der Anteil der Beschäftigten mit mindestens einer psychosomatischen Beeinträchtigung ist im Zuge der Pandemie von 80 auf 84 Prozent gestiegen. Besonders deutlich war der Anstieg bei Konzentrationsproblemen (plus 10 Prozent) und Schlafstörungen (plus 7 Prozent). Ein Rückgang der Beschwerden zeigte sich laut der Befragung dagegen bei den Atemwegserkrankungen und bei den Infektionskrankheiten. (wer)

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