Auf den richtigen Einsatz von Opioiden kommt es an!

Die Therapie mit Opioiden bei chronischen Schmerzen hat mehrere Vorteile: etwa die fehlende Organtoxizität oder die gute Kombinierbarkeit mit anderen (Ko-)Analgetika.

Dr. Ulrike MarondeVon Dr. Ulrike Maronde Veröffentlicht:
Opioide sind auch für multimorbide Patienten mit chronischen Schmerzen aufgrund der fehlenden Organtoxizität gut geeignet.

Opioide sind auch für multimorbide Patienten mit chronischen Schmerzen aufgrund der fehlenden Organtoxizität gut geeignet.

© Ramona Heim / fotolia.com

NEU-ISENBURG. Opioide - über diese Wirkstoffgruppe wird seit Jahrzehnten kontrovers diskutiert, und es "besteht heute ein Nebeneinander von Vorurteilen, kritischen Einstellungen und einem eher verharmlosenden Verschreibungsverhalten", beschreibt Dr. Thomas Nolte vom Schmerz- und Palliativzentrum Rhein Main in Wiesbaden die Spannweite (MMW Fortschr Med 2010; 44: 87). Sinnvoll und richtig angewandt sind Opioidanalgetika jedoch für viele Patienten mit chronischen Schmerzen eine adäquate Therapie.

Opioide sind bei allen somatisch bedingten Schmerzformen wirksam. Zur Vorsicht rät Nolte bei Patienten mit Suchtanamnese, mit somatoformen Schmerzstörungen oder mit organischen Erkrankungen, die stark psychisch überlagert sind. Bei etwa einem Drittel der Patienten seien die somatischen Schmerzen mit Angst oder Depression assoziiert, was ein sehr differenziertes Vorgehen und ein engmaschiges Therapiemonitoring erforderlich mache.

Ein großer Vorteil der Opioidtherapie ist ihre fehlende Organtoxizität. Dadurch sind sie gut für die Dauertherapie bei multimorbiden Patienten mit chronischen Schmerzen einsetzbar, so etwa bei Patienten, bei denen NSAR generell kontraindiziert sind. Hierzu gehören Patienten mit chronischen Erkrankungen von Magen und Darm, des Herzens, der Leber sowie mit Störungen des Blutbildes und der Blutgerinnung.

Von Vorteil ist auch, dass Opioide gut mit anderen Analgetika und Koanalgetika kombiniert werden können. So lassen sich etwa neuropathische Schmerzen oft erst mit einer Kombinationstherapie aus Opioid, Antikonvulsivum und / oder Antidepressivum adäquat lindern.

Zudem ist von Vorteil, dass es für die Opioide der WHO-Stufe 3 (Ausnahme: Buprenorphin) keine Dosisobergrenzen gibt.

Wesentlich für den Erfolg einer Opioidtherapie ist die individuell abgestimmte Therapie, die die aktuelle Schmerzsituation und deren Veränderung im Laufe der Zeit berücksichtigt. Sowohl zu Therapiebeginn als auch bei jeder Änderung der Medikation müssen die Patienten im Hinblick auf erwünschte und unerwünschte Wirkungen engmaschig überwacht werden, betont Nolte.

Für die Opioide gibt es keine Standarddosierungen, die Dosierung richtet sich nach der Schmerzstärke. Bewährt hat sich, bei Patienten, die bislang noch nicht mit Opioiden behandelt sind, mit der niedrigsten Dosis eines Opioids - möglichst oral in Retardformulierung - zu beginnen. Diese wird dann langsam, je nach Verträglichkeit, in den folgenden Tagen gesteigert. Bei einem langsamen Therapiestart ist das Ausmaß opioidtypischer zentraler Nebenwirkungen geringer. Kognitive Störungen, Übelkeit und Erbrechen treten vor allem während der ersten Wochen auf und werden dann schwächer oder bilden sich vollends zurück. Deshalb sollten die Patienten gegen Übelkeit / Erbrechen sofort ein Antiemetikum zur Hand haben, das sie meist nach ein bis zwei Wochen wieder absetzen können. Die Obstipation dagegen ist eine dauerhafte opioidtypische Wirkung, die entsprechende therapiebegleitende Maßnahmen erfordert.

Um eine gleichbleibende, anhaltende Analgesie zu gewährleisten, ist die Einnahme von Retardopioiden oder die Applikation von transdermalen Pflastern nach festem Zeitschema notwendig. Werden die Schmerzen zum Ende eines Dosierungsintervalls immer wieder stärker, beruht dies auf dem abgesunkenen, nicht mehr ausreichenden Wirkspiegel. Hier muss dann entweder das Dosisintervall verkürzt, die Dosierung erhöht oder eine andere Darreichungsform gewählt werden.

Mehr zum Thema

Kanadische Kohortenstudie

Belastende Nichtgelenkschmerzen bei rheumatoider Arthritis

Das könnte Sie auch interessieren
Innovationsforum für privatärztliche Medizin

© Tag der privatmedizin

Tag der Privatmedizin 2025

Innovationsforum für privatärztliche Medizin

Kooperation | In Kooperation mit: Tag der Privatmedizin
Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer und Vizepräsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, hofft, dass das BMG mit der Prüfung des Kompromisses zur GOÄneu im Herbst durch ist (Archivbild).

© picture alliance / Jörg Carstensen | Joerg Carstensen

Novelle der Gebührenordnung für Ärzte

BÄK-Präsident Reinhardt: Die GOÄneu könnte 2027 kommen

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Update der Studie EPIsoDE

Psilocybin hält therapieresistente Depressionen ein Jahr lang in Schach

Lesetipps
Warnschild Grippewelle

© nmann77 / stock.adobe.com

ARE in Grafiken

RKI: Grippewelle deutet sich an

Fünf Menschen im Wartezimmer.

© Tyler Olson / stock.adobe.com

Einteilung in fünf Gruppen

Diabetes: Risiken für Komorbiditäten vom Subtyp abhängig

Im Krankenhaus wird der Patient unter Aufsicht eines Radiologen einer CT-Untersuchung unterzogen.

© Valerii Apetroaiei / stock.adobe.com

Vereinfachter Diagnose-Algorithmus

Lungenembolie mit weniger Bildgebung sicher ausschließen