Nachsorge

Aufmerksam für die Angst vor Krebs-Op

Starke psychosoziale Belastungen bei urologischen Tumorpatienten zu erkennen gehört zur qualifizierten Nachsorge.

Veröffentlicht:

DRESDEN. Durch eine Krebserkrankung werden psychisch Gesunde häufig erheblich psychosozial belastet. Bei bereits psychisch kranken Menschen kann es zu einer Verschlechterung der psychischen Symptome kommen, wie Dr. Hermann J. Berberich, Facharzt für Urologie, Andrologie und Psychotherapie aus Hofheim im Taunus beim DGU-Kongress in Dresden berichtete.

Speziell bei urologischen Tumorpatienten gebe es kaum Längsschnittuntersuchungen. Bei Krebspatienten allgemein seien die häufigsten subsyndromalen psychischen Belastungen Distress (49 %), starke Ängste (48 %), Progressionsangst (32 %) und Niedergeschlagenheit (58 %).

Hodentumorpatienten leiden stichpunktartigen Untersuchungen zufolge auch drei Jahre nach Beendigung der Behandlung wesentlich häufiger unter Ängstlichkeit und Depressivität als die Allgemeinbevölkerung.

Die meisten Untersuchungen liegen zum Prostatakarzinom vor. Bei Prostata-Ca-Patienten ist die psychische Belastung wenige Tage vor der Operation am stärksten, ergab eine Studie an der Uni Hamburg-Eppendorf.

Gedanken drängen sich auf

31 % der Patienten leiden unter einer moderaten bis hohen Ängstlichkeit, 21 % unter moderater bis hoher Depressivität.

Der Anteil der Patienten mit posttraumatischen Belastungsstörungen sei mit 5 % deutlich niedriger als bei Patienten mit einer anderen Tumorerkrankung (20 %), sagte Berberich.

Allerdings leiden 37,5 % der Patienten unter einzelnen Symptomen einer posttraumatischen Belastungsstörung, wie Intrusionen (wiederkehrende, sich aufdrängende Gedanken an die Krankheit).

Bereits 15 Wochen nach OP sinkt die Prävalenz erhöhter Ängstlichkeit auf fast die Hälfte, die Prävalenz von Depressivität und posttraumatischen Belastungsstörungen ist gleich.

Ein Viertel der Patienten klagt nach wie vor über Intrusionen, 14 % über Vermeidungssymptome und 14 % über Übererregungssymptome, wie Schlafstörungen. Bei Prostatakarzinompatienten korreliert das Ausmaß der psychischen Belastungen mit dem Ausmaß der Inkontinenz und den sexuellen Funktionsstörungen.

13 % der Patienten haben erhöhte Angst vor einer Tumorprogression. Angstauslöser ist weniger die Höhe des PSA-Werts, sondern dessen Schwankungen.

Ältere Prostata-Ca-Patienten sind weniger ängstlich, leiden aber stärker unter körperlichen Einschränkungen und Depressivität. Ältere unverheiratete Patienten sind weit stärker emotional belastet als verheiratete. (eb)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema

Unzuverlässige Biopsie

Beim Prostatakarzinom heißt GG1 nicht immer indolent!

Das könnte Sie auch interessieren
Was die MS-Behandlung auszeichnet

© Suphansa Subruayying | iStock

Lebensqualität

Was die MS-Behandlung auszeichnet

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

© AscentXmedia | iStock

Lebensqualität

Unsichtbare MS-Symptome im Fokus

Anzeige | Merck Healthcare Germany GmbH
Prognostizierbares Therapieansprechen?

© Stockbyte | gettyimages (Symbolbild mit Fotomodellen)

Antidepressiva

Prognostizierbares Therapieansprechen?

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

© brizmaker | iStock (Symbolbild mit Fotomodell)

Depressionsscreening

Depression und Schmerz gehen häufig Hand in Hand

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Durvalumab im Real-World-Vergleich

© Springer Medizin Verlag

ED-SCLC

Durvalumab im Real-World-Vergleich

Sonderbericht | Beauftragt und finanziert durch: AstraZeneca GmbH, Hamburg
Wissenschaft in Medizin übertragen

© Regeneron

Forschung und Entwicklung

Wissenschaft in Medizin übertragen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Regeneron GmbH, München
Abb. 1: Finale Analyse der SPOTLIGHT-Studie zum fortgeschrittenen, Claudin-18.2-positiven und HER2-negativen Adenokarzinom des Magens/AEG: Gesamtüberleben (PPS-Population)

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [8]

Adenokarzinom des Magens/gastroösophagealen Übergangs

Zolbetuximab: Standardtherapie bei CLDN18.2+/HER2− Magenkarzinomen

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Astellas Pharma GmbH, München
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Risikofaktoren identifiziert

Für wen könnten Harnwegsinfekte gefährlich werden?

Systematisches Review und Metaanalyse

Antidepressiva absetzen: Welche Strategie ist am wirksamsten?

Metaanalyse

Subjektive Krankheitsbelastung bei Krebs prognostisch relevant

Lesetipps
Übersichtsarbeit: Wie wirken Hochdosis-, rekombinante und mRNA-Vakzinen verglichen mit dem Standardimpfstoff?

© Sasa Visual / stock.adobe.com

Übersichtsarbeit zu Grippeimpfstoffen

Influenza-Vakzinen im Vergleich: Nutzen und Risiken

Serotoninkristalle, die ein Muster ergeben.

© Michael W. Davidson / Science Photo Library

Für wen passt was?

Therapie mit Antidepressiva: Auf die Nebenwirkungen kommt es an