HINTERGRUND

Bei den Olympischen Winterspielen in Turin arbeiten 530 Ärzte rund um die Uhr für Sportler und Besucher

Von Manfred Poser Veröffentlicht:

Heute beginnen in Turin die XX. Olympischen Winterspiele. Darauf vorbereitet haben sich nicht nur Sportler aus aller Welt, sondern auch Ärzte, Rettungsdienste und Krankenhäuser rund um die Wettkampfstätten in Norditalien. Mit 12 000 Patienten über die Dauer der Winterspiele von 25 Tagen - die "Paralympics" vom 10. bis zum 19. März mitgezählt - rechnet das Organisationskomitee der Turiner Winterspiele (TOROC).

Man hat sich dabei an Salt Lake City 2002 orientiert. Zum ersten Mal bei Olympia, kündigt der Leiter der "Servici Medici", Giuseppe Massazza, an, würden in Turin Behindertensportler und Zuschauer auf demselben Niveau betreut wie ihre Profi-Kollegen.

Zwölf Kliniken sind "olympische Krankenhäuser"

850 000 Besucher, 5000 spezielle Gäste, 2500 Athleten aus 82 Ländern, 2300 Mitglieder des IOC (Internationales Olympisches Komitee), 10 000 Journalisten, 9000 Polizisten - die Zahlen lassen ahnen, welch logistische Aufgabe es bedeutet, eine konzentrierte und gleichzeitig flächendeckende medizinische Versorgung zu garantieren.

Zumal sich die acht Sportstätten auf ein Gebiet von 200 Quadratkilometern verteilen. 1000 Busse und 3300 Autos fahren Sportler und Funktionäre umher - von Wasserstoff angetrieben, denn es sollen auch ökokompatible Spiele sein.

Die Organisatoren wollten die bestehenden Strukturen nutzen und das öffentliche Gesundheitssystem in ihre Planung einbinden. Material im Wert von zwei Millionen Euro wurde angeschafft und geht nach den Spielen in den Besitz der Region Piemont über. Die wichtigste Zahl in Turin ist "118" - das ist die Notrufnummer zur Zentrale in Turin, von der aus Einsätze und Rettungsflüge organisiert werden. Von fünf Zentren des Piemont aus können Helikopter starten.

Es gibt zwölf "olympische Krankenhäuser", die auch bei den IX. Behindertenspielen ihre Dienste anbieten. Partner sind auch das Centre Hospitalier des Escartons de Briançon im nahen Frankreich sowie das Krankenhaus S. Luigi Gonzaga di Orbassano im Piemont, hier ist das Antidoping-Zentrum und das dazugehörige Labor. 500 Mitarbeiter braucht man für die Dopingkontrollen.

Chef des Medizinischen Einsatzdienstes ist der 1963 geborene Turiner Arzt Giuseppe Massazza, Orthopäde, Fachmann für Katastrophenmedizin und Mitglied der Medizinischen Kommission des IOC. "Ich habe 530 Ärzte, die in Schicht arbeiten, 24 Stunden am Tag", sagt er im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Die Ärzte kommen aus ganz Italien, auch einige Ausländer sind dabei. Über 500 Krankenschwestern und Pfleger kann Massazza verfügen. 25 Physiotherapeuten, 75 Sportmediziner und 45 Radiologen stehen bereit.

In jedem der drei Olympischen Dörfer - Turin, Sestriere und Bardonecchia - betreut ein Medizinzentrum, "Poliklinik" genannt, Gäste und Sportler. In Sestriere können auch Magnetresonanz- und Computertomographie gemacht werden. Die Geräte können von Bardonecchia genutzt werden. Die Poliklinik Turin hat ein fahrbares CT-Gerät. Je 40 Ärzte arbeiten in diesen Kliniken, die nach den Spielen abgebaut werden.

An jeder der acht Sportstätten sind zwei Krankenwagen postiert mit Ärzten und Gerät. Für den schwersten anzunehmenden Notfall steht am Sitz des TOROC ein Dekontaminationszelt für nukleare, bakteriologische, chemische und radiologische Notfälle zur Verfügung. Auch dieses Zelt gehört zur Rettungszentrale 118. Eine Anti-Epidemie-Kommission überwacht den Zustand der Speisen und trifft Vorsorge gegen mögliche Infektionen durch Viren.

Auch 300 Hausärzte werden kranke Touristen behandeln

Bei der Ärztekammer der Provinz haben sich 300 Hausärzte gemeldet. Ihre Adressen einschließlich Telefonnummer, Spezialisierung und Sprachkenntnissen sowie der Öffnungszeiten der Apotheken stehen in einem Faktenblatt, das in 30 000 Kopien zur Eröffnungsfeier ausliegen soll. Unter einer Gratis-Telefonnummer können Touristen erfragen, wie ihr Medikament auf Italienisch heißt.

Zudem haben die Region Piemont und TOROC mit der italienischen Niederlassung des Arzneimittel-Herstellers Pfizer ein Abkommen für das "Projekt Network für den kardiologischen Notfall" geschlossen. Pfizer und die Region rüsteten für 350 000 Euro Krankenwagen mit EKG aus. Die Patienten können im Notfall sofort in die nächste gut ausgerüstete Klinik transportiert werden.

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