Kommentar zu Paracetamol

Eine suboptimale Studie

Peter LeinerVon Peter Leiner Veröffentlicht:

Paracetamol gilt als das am schwächsten wirksame Präparat in der Gruppe der peripher wirkenden Analgetika. Es wird unter anderem von der Deutschen Schmerzliga als Medikament der ersten Wahl bei harmlosen akuten Rückenschmerzen empfohlen.

In der ersten Placebo-kontrollierten Studie mit Paracetamol - PACE - stellt sich nun heraus, dass das Analgetikum bei leichten bis moderaten Schmerzen diese nicht besser lindert als ein Scheinpräparat.

Dieses Studienergebnis ist aber allenfalls ein erster Hinweis auf eine Unwirksamkeit von Paracetamol in dieser Indikation und sollte nicht Anlass sein, die eine oder andere Leitlinie sogleich zu ändern. Denn dazu war die Studie nicht optimal ausgerichtet.

Unter anderem hatten alle Studienteilnehmer außer der Medikation auch Empfehlungen erhalten, die Beweglichkeit auch nichtmedikamentös wiederzuerlangen. Leider haben die Studienautoren es versäumt, genau diesen Aspekt weiter zu klären: Welchen Effekt hat eine nichtmedikamentöse Strategie ohne zusätzliches Paracetamol oder Placebo?

Hätte es auch diesen Studienarm gegeben, hätte das Gesamtergebnis auch eine viel stärkere Aussagekraft. Vielleicht ist Paracetamol in dieser Indikation ja gar nicht so schwach!

Lesen Sie dazu auch: Rückenschmerz: Paracetamol nicht besser als Placebo?

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Kommentare
Dr. Thomas Georg Schätzler 29.07.201423:21 Uhr

Falsche Studie am falschen Objekt: Falsche Schlussfolgerungen!

Bei den Fachinformation zu Paracetamol steht unter 4.1 Anwendungsgebiete
– leichte bis mäßig starke Schmerzen
– Fieber.

Es ist also n i c h t "Medikament der ersten Wahl bei harmlosen akuten Rückenschmerzen", wie sich die Deutsche Schmerzliga zusammengereimt hat. Und auch die PACE-Studie hat mit Paracetamol das falsche Medikament gewählt.

Ebenso ist ein Placebo gegen "Doktor, ich hab'' Rücken" wie es im Ruhrgebiet so treffend heißt, genauso wenig wirksam oder unwirksam. Insbesondere wenn alle Studienteilnehmer außer der Medikation Empfehlungen erhalten, die Beweglichkeit auch nicht medikamentös wieder zu erlangen.

Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund (z.Zt. Reykjavik/Iceland)

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