Frühe ICD-Implantation bei Infarkt enttäuscht in Studie

MANNHEIM(wst). In den ersten Wochen und Monaten nach einem Infarkt besteht ein weit überdurchschnittliches Risiko für einen plötzlichen Herztod. Folglich sollten Patienten von einem möglichst früh implantierten KardioverterDefibrillator (ICD) profitieren. Diese Erwartung wurde jedoch in der aktuellen IRIS-Studie nicht erfüllt.

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Über mögliche Gründe wird gerätselt. In die multizentrischen deutschen Studie IRIS (Immediate Risk-Stratification Improves Survival) waren 900 Infarktpatienten einbezogen worden, hat Professor Dietrich Andresen beim Kardiologenkongress in Mannheim berichtet.

Einschlusskriterien waren eine Ruheherzfrequenz von über 100 Schlägen pro Minute im ersten EKG nach Klinikaufnahme, eine eingeschränkte Auswurffraktion von weniger als 40 Prozent sowie nicht persistierende ventrikuläre Tachykardien im Langzeit-EKG. Alle Patienten erhielten eine leitliniengerechte Therapie. Randomisiert aufgeteilt in zwei Gruppen, bekamen 445 Patienten innerhalb von 30 Tagen nach dem Infarkt zusätzlich einen ICD implantiert. 453 Patienten dienten als konservative Kontrolle.

Nach einer Beobachtungszeit von 37 Monaten waren in der ICD-Gruppe 116 Patienten und in der Kontrollgruppe 117 Patienten gestorben. Dieser Gleichstand war um so überraschender, da Auswertungen der ICD-Aufzeichnungen eine signifikante Anzahl von Aktivitäten gegen potenziell tödliche Arrhythmien erkennen ließen und in der ICD-Gruppe tatsächlich weniger Menschen als in der Kontrollgruppe an einem plötzlichen Herztod gestorben waren. Warum sich dies dann aber nicht in einer unterschiedlichen Gesamtmortalität widerspiegelte, darüber streiten sich die Gelehrten.

Andresen glaubt nicht, dass unerwünschte Wirkungen der frühen ICD-Implantation den Nutzen durch verhinderte Herztode aufwiegen. Es gebe keine Hinweise für unangemessene tödliche ICD-Schocks oder für ein anderweitig durch den ICD gefördertes Pumpversagen. Vielmehr dürften die Ergebnisse durch eine zu große Gruppe hoch vulnerabler Patienten verzerrt sein, die insgesamt schlechte Überlebenschancen hatten.

Aufgrund der bislang vorliegenden Daten könne man die frühe ICD-Implantation außerhalb von Studien jedenfalls noch nicht empfehlen, so Andresen.

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