Körpereigenes Peptid

HIV-Hemmstoff wirkt auch gegen Krebs

Ein neu entdecktes körpereigenes Peptid blockiert die VirenEintrittspforte an Zellen und einen Signalweg bei Krebs oder Entzündung.

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HANNOVER. Ein internationales Team mit Professor Wolf-Georg Forssmann von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat ein körpereigenes Peptid isoliert, das Infektionen mit einem HIV-1-Subtypen verhindert (Cell Reports 2015; 11: 737).

Es bindet an den Rezeptor CXCR4 auf den Zellen. Das Forschungsergebnis könnte die HIV-Therapie verbessern, aber auch die Therapie bei Krebs, chronischer Entzündung oder Asthma, teilt die MHH mit.

Die Peptidbank von Forssmann, dessen Team zur MHH-Klinik für Immunologie und Rheumatologie gehört, enthält Peptide des menschlichen Blutes, die aus tausenden Litern Hämofiltrat stammen, einem Abfallprodukt der Dialyse. Darin befand sich das nun entdeckte Peptid.

Der Zellrezeptor CXCR4, an den es bindet, beeinflusst wichtige Prozesse im menschlichen Körper, etwa Organentwicklung, Immunantwort und Blutbildung. Zudem ist er wichtig für die Einschleusung von HIV in die Immunzellen und somit ein Angriffspunkt für Wirkstoffe.

"Ein derartig wichtiges Molekül ist seit langem nicht entdeckt worden: Die weitere Forschung kann ganz schnell zu Anwendungen und Fortschritten bei Stammzelltherapien, Immunerkrankungen sowie malignen Tumoren führen", wird Professor Reinhold E. Schmidt, Direktor der MHH-Klinik für Immunologie und Rheumatologie, in der Mitteilung zitiert.

EPI-X4 ist ein Abbauprodukt des Eiweißmoleküls Albumin, dem häufigsten Protein im menschlichen Körper. Es könnte für die Aids-Therapie bedeutsam sein. Der Fund ermöglicht es zudem, den Rezeptor gezielt auszuschalten, an den es bindet.

Dieser spielt bei Krebs, chronischen Entzündungen, Herzkreislauferkrankungen und Immunschwäche eine Rolle. Das Protein eignet sich möglicherweise auch als Biomarker etwa für die Diagnose bei entzündlichen Nierenerkrankungen. (eb)

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