Heilung nach Hepatitis-B-Therapie?

FRANKFURT / MAIN (hae). Primäres Ziel der Therapie bei chronischer Infektion mit Hepatitis-B-Viren (HBV) ist heute eine maximale Reduktion der Virusmenge. Nukleosidanaloga sowie Nukleotidanaloga als wirksamste Medikamente müssen oft dauerhaft eingenommen werden. Es gibt hiervon allerdings immer mehr Ausnahmen, hat der Frankfurter Hepatologe Professor Stefan Zeuzem berichtet.

Veröffentlicht:

Ein Grund dafür sei die hohe antivirale Potenz heutiger Wirkstoffe. Das Nukleotidanalogon Tenofovir etwa senke binnen 48 Wochen die Viruskonzentration bei 76 Prozent der HBe-Antigen*-positiven Patienten und sogar bei 93 Prozent der HBe-Antigen-negativen Patienten unter die Nachweisgrenze von 300-400 Kopien/ml Serum. Es hat sich in der HIV-Therapie bewährt und ist seit Ende April als Viread® auch bei Hepatitis B zugelassen. Tenofovir schütze zugleich dank seiner hohen genetischen Barriere effektiver vor Resistenzen als alle Vergleichssubstanzen.

Therapiestopp möglich bei HBeAg-Serokonversion

In einer Zulassungsstudie kam es bei drei Prozent der Patienten sogar zu einem Verlust des HBs-Antigens**, was einer Heilung gleichkommt. Ebenfalls auf einen Therapiestopp hoffen können HBeAg-positive Patienten - in Deutschland ist das jeder dritte HBV-Infizierte. Kommt es unter Therapie zu einer HBeAg-Serokonversion (Verlust des HBeAg und Antikörper-Bildung) und ist nach halbjähriger Weiterbehandlung die Infektion nachweislich in eine niedrig-replikative Form übergegangen, genüge oft eine regelmäßige Beobachtung, so Zeuzem bei einer Veranstaltung des Unternehmens Gilead.

Zur korrekten Diagnose einer chronischen HBV-Infektion gehöre es, die Virusmenge zu bestimmen. Denn "je höher die Viruslast, desto schneller und häufiger progrediert die Krankheit zur Zirrhose", so Zeuzem. Gleiches gelte auch für das Leberkrebsrisiko.

Nach der aktuellen Leitlinie soll bei Patienten mit mehr als 10 000 HBV-DNA-Kopien/ml eine Therapie gestartet werden. Die prognostische Bedeutung der Leberenzymwerte habe stark abgenommen, sagte der Hepatologe. Die geltenden Normgrenzwerte (ALT bis 40 IU/L) seien außerdem viel zu hoch. Sie müssten bei Männern um 20 Prozent und bei Frauen um 30 Prozent niedriger angesetzt werden. Denn bereits bei ALT-Werten von 20 bis 29 IU sei das spezifische Sterberisiko fast um das Dreifache und bei Werten zwischen 30 und 39 IU fast um das Zehnfache erhöht.

* Das HBe-Antigen ist die lösliche (exkretorische) Form des HBV-Core-Proteins, das ein Kapsid bildet und die DNA des Virus einschließt.

** Das HBs-Antigen ist Teil der Virushülle, die aus dem Oberflächen(Surface)-Antigen und einer zellulären Lipidmembran besteht.

STICHWORT

Diagnostik auf Hepatitis-B-Viren

Die aktuelle S3-Leitlinie zur "Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Hepatitis B" empfiehlt, eine Diagnostik auf Hepatitis-B-Viren bei:

  • Personen mit erhöhten Leberwerten und Patienten mit Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom
  • Patienten mit Migrationshintergrund aus Regionen mit erhöhter Hepatitis-B-Prävalenz
  • Personen mit häufig wechselnden Sexualpartnern
  • Aktiven und ehemaligen Benutzern von intravenösen Drogen
  • Angehörigen und Partnern von Patienten mit HBV-Infektion
  • Medizinischem Personal
  • Dialysepatienten
  • Schwangeren (nach der 32. Schwangerschaftswoche)
  • Patienten vor oder während immunsuppressiver Therapie (eb)

Die Leitlinie zum Herunterladen: www.kompetenznetz-hepatitis.de - Bereich "Download-Center"

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Das könnte Sie auch interessieren
Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

© David Pereiras | iStock (Symboldbild mit Fotomodell)

Dermatomykosen

Alarmierender Anstieg: Hautpilz aus dem Barbershop

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

© Irina Tiumentseva | iStock

Onychomykosen

Effektive Therapie von Nagelpilz: Canesten® EXTRA Nagelset

Anzeige | Bayer Vital GmbH
Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Therapie

Die Chancen der Vitamin-C-Hochdosis-Therapie nutzen

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Medizinischer Infusions-Tropf mit buntem Hintergrund

© Trsakaoe / stock.adobe.com

Hochdosis-Therapie

Vitamin C bei Infektionen und Long-COVID

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Maximale Vitamin-C-Blutspiegel nach oraler (blau) und parenteraler (orange) Tagesdosis-Gabe.

© Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH

Vitamin-C-Infusion

Parenterale Gabe erzielt hohe Plasmakonzentrationen an Vitamin C

Anzeige | Pascoe pharmazeutische Präparate GmbH
Kommentare
Sonderberichte zum Thema
Abb. 2: Schneller Wirkeintritt von Naldemedin im Vergleich zu Placebo in den Studien COMPOSE-1 und COMPOSE-2

© Springer Medizin Verlag GmbH, modifiziert nach [15]

Opioidinduzierte Obstipation

Selektive Hemmung von Darm-Opioidrezeptoren mit PAMORA

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Viatris-Gruppe Deutschland (Mylan Germany GmbH), Bad Homburg v. d. Höhe
Abb. 1: Risikoreduktion durch Bempedoinsäure gegenüber Placebo in der CLEAR-Outcomes-Studie für den primären 4-Komponenten-Endpunkt (A) und den sekundären 3-Komponenten-Endpunkt (B) stratifiziert nach Diabetes-Status

© Springer Medizin Verlag

Diabetes mellitus

Bempedoinsäure: Benefit für Hochrisiko-Kollektive

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Daiichi Sankyo Deutschland GmbH, München
Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

© Oleh / stock.adobe.com

Zielgerichtete Interleukin-23p19-Inhibition

Mirikizumab wirksam bei Colitis ulcerosa und Morbus Crohn

Sonderbericht | Mit freundlicher Unterstützung von: Lilly Deutschland GmbH, Bad Homburg v.d.H.
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Jetzt neu jeden Montag: Der Newsletter „Allgemeinmedizin“ mit praxisnahen Berichten, Tipps und relevanten Neuigkeiten aus dem Spektrum der internistischen und hausärztlichen Medizin.

Top-Thema: Erhalten Sie besonders wichtige und praxisrelevante Beiträge und News direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Eine schwierige Entscheidung

Schlaganfall: Das sind Grenzfälle der Thrombolyse

Berufsbedingte Schäden

Wenn Musikmachen Muskeln, Sehnen und Gelenke krank macht

Lesetipps
Sieht lecker aus und schmeckt — doch die in Fertigprodukten oft enthaltenen Emulgatoren wirken proinflammatorisch. Ein No-Go für Patienten mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen.

© mit KI generiert / manazil / stock.adobe.com

Emulgatoren in Fertigprodukten

Hilfreich bei Morbus Crohn: Speiseeis & Co. raus aus dem Speiseplan!

Checkliste Symbolbild

© Dilok / stock.adobe.com

Auswertung über Onlinetool

Vorhaltepauschale: So viele Kriterien erfüllen Praxen laut Honorarvorschau