Herzstiftung:

„Je einfacher die Reanimation, desto mehr Menschen trauen sich“

Veröffentlicht:

FRANKFURT/MAIN. Nur etwa 40 Prozent der Menschen in Deutschland, die Zeuge eines plötzlichen Herzversagens werden, beginnen mit Reanimationsmaßnahmen – aus Angst vor Fehlern, aus Ekel oder aus hygienischen Gründen, heißt es in einer Mitteilung der Deutschen Herzstiftung.

„Wir wissen aus eigener Erfahrung aber auch aus Studien, dass viel mehr Menschen den Mut haben bei Herzstillstand zu reanimieren, wenn sie die alleinige Herzdruckmassage ohne Mund-zu-Mund-Beatmung anwenden können“, wird Professor Dietrich Andresen, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung, zitiert. „Je einfacher das Reanimieren wird, desto mehr Menschen getrauen sich zu drücken.“

Dies bestätigen auch kürzlich veröffentlichte Daten einer schwedischen Registerstudie. Nachdem die Leitlinien zur Laienreanimation stufenweise vereinfacht wurden, ist die Anzahl der Patienten, die nicht reanimiert wurden, von 59 Prozent im Jahr 2000 auf 32 Prozent in 2017 gesunken, so die Herzstiftung.

Die Daten unterstreichen die Empfehlungen der Stiftung, dass eine Mund-zu-Mund-Beatmung nur von Personen angewendet werden sollte, die auch nachhaltig gut ausgebildet sind und die einzelnen Schritte sicher beherrschen. Eine einmalige Schulung reiche dazu nicht aus . „Da diese Voraussetzungen bei medizinischen Laien in aller Regel nicht vorliegen, sollten Laien bei Patienten mit beobachtetem Herzstillstand ausschließlich eine Herzdruckmassage ohne Beatmung durchführen“, so Andresen.

Vor diesem Hintergrund weist der Kardiologe am Evangelischen Hubertus-Krankenhaus in Berlin auf eine Unschärfe in den allgemeinen Empfehlungen zur Laienreanimation hin: Die Patienten werden entkleidet dargestellt. „Die Entfernung der Kleidung vor Eintreffen eines Defibrillators macht keinen Sinn. Das Ausziehen kostet Zeit und für den einzelnen Laienhelfer nicht selten auch Überwindung.“

 Das führe dann dazu, dass Laien eher gar nichts machen und damit die Überlebenswahrscheinlichkeit deutlich abnimmt. Die Herzstiftung empfiehlt: Solange die wissenschaftliche Datenlage keine anderen Erkenntnisse hervorbringt, führen Laien bis zum Eintreffen eines Laien-Defibrillators (AED) die alleinige Herzdruckmassage durch, ohne vorher die Kleidung des Patienten zu entfernen. (eb)

Die Herzstiftung bietet ihren Ratgeber „Was tun im Notfall?“ kostenfrei an unter www.herzstiftung.de/herznotfall-set.html

Mehr zum Thema

Möglicher Langzeiteffekt bei älteren Frauen

Supplementation von Calcium und Vitamin D könnte Krebsmortalität senken

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

„ÄrzteTag“-Podcast

Was steckt hinter dem Alice-im-Wunderland-Syndrom, Dr. Jürgens?

Stabile Erkrankung über sechs Monate

Erste Erfolge mit CAR-T-Zelltherapien gegen Glioblastom

Lesetipps
Die Empfehlungen zur Erstlinientherapie eines Pankreaskarzinoms wurden um den Wirkstoff NALIRIFOX erweitert.

© Jo Panuwat D / stock.adobe.com

Umstellung auf Living Guideline

S3-Leitlinie zu Pankreaskrebs aktualisiert

Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken