Kein erhöhtes Krebsrisiko durch Insulin-Analoga

NEU-ISENBURG (hbr). Ist die Therapie mit Insulin-Analoga mit einem erhöhten mitogenen Risiko verbunden? Die Interaktion mit den kritischen Rezeptoren, dem Insulin- Rezeptor und dem IGF-1-Rezeptor, weicht nur begrenzt von der des normalen Insulins ab.

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Das war anders bei AspB10, einem Wirkstoff aus der Frühzeit der Analoga-Entwicklung, hat Professor Hans-Ulrich Häring von der Universität Tübingen berichtet. Bei AspB10 wurden im Tierversuch mitogene Effekte festgestellt, weshalb das Präparat nie auf den Markt kam. Seitdem wird aber kritisch beobachtet, ob moderne Insulin-Analoga die Wirkung am Rezeptor verändern.

So bindet Insulin bevorzugt am Insulinrezeptor. Der normale Ablauf ist "ein schnelles An und ein schnelles Aus". Das Hormon kann dabei potentiell selbst mitogen wirken, weil es auch die DNA-Synthese stimuliert. Bei AspB10 war das Signal aber verlängert, offenbar ein wesentlicher Faktor für das Umschalten vom metabolischen auf das mitogene Signal.

Der Effekt von AspB10 beruhte offenbar darauf, daß es eine ausgeprägte Affinität zum Insulinrezeptor hat und dort besonders lange bleibt. Moderne Analoga wie Insulin glargin (Lantus®) dagegen weisen keine erhöhte Affinität auf, so Häring.

Analoga und natürliches Insulin können aber auch an den IGF-1-Rezeptor (Insulin-like growth factor 1) binden. Er kann die gleichen Prozesse aktivieren wie der Insulinrezeptor. Mit Insulin aber passiere das nicht, weil dafür eine tausendfach höhere Insulinmenge nötig sei, so Häring bei einer Veranstaltung von Sanofi-Aventis in Neu-Isenburg. Die Affinität von Insulin glargin zum IGF-1-Rezeptor ist zwar siebenmal stärker. Aber auch damit ist die Wirkung noch über hundertfach verringert.

Was ist mit den Labortests, die an Osteosarkoma-Zellen einen mitogenen Effekt ergaben? Sie eignen sich vom Zelltypus her nicht zur Extrapolation auf den Menschen, so Häring. Eine normale Zelle enthält sehr viele Insulin-Rezeptoren, aber sehr wenige Rezeptoren für IGF-1. Die Testzellen dagegen enthielten fast ausschließlich letztere.

Da sei zwangsläufig eine stärkere Stimulation zu erwarten, "weil alle Signale nur über den IGF-1-Rezeptor gehen". Auch Humaninsulin im physiologischen postprandialen Bereich steigere in diesen Zellen das Wachstum bis um den Faktor vier. Sein Fazit: "Ein IGF-1-Rezeptor-induziertes Tumorwachstum ist kein reales Szenario."

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