Kommentar

Krebs taugt nicht als Argument

Von Thomas Müller Veröffentlicht:

Es gibt viele gute Argumente, die gegen Atomkraft sprechen, etwa die ungeklärte Lagerung von Jahrtausende lang strahlendem Müll oder die Gefahr eines Super-GAU mit Millionen Betroffenen. Kein gutes Argument sind jedoch die erhöhten Krebsraten in der Nähe von normal arbeitenden Atommeiler, denn wer damit argumentiert, verstrickt sich schnell in Widersprüche und Halbwahrheiten.

So gibt es zwar kaum noch Zweifel, dass besonders die Leukämierate in der Nähe der Anlagen erhöht ist, allerdings ist der Unterschied im Vergleich zur Regionen ohne AKW in absoluten Zahlen relativ gering. 1,2 Krebserkrankungen pro Jahr mehr als erwartet bei Kindern in ganz Deutschland klingt nun mal schon weit weniger dramatisch wie eine Erhöhung der Leukämierate um 20 oder gar 120 Prozent.

Hinzu kommt der eigentliche Knackpunkt: Es gibt keinen Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang. Vielleicht lässt sich die erhöhte Krebsrate auch damit erklären, das AKW meist in ländlichen Gebieten liegen, in denen Bauern mehr Pestizide versprühen - auch das wurde schon ernsthaft diskutiert. Vielleicht ist die Krebsrate auch um andere industrielle Großanlagen erhöht - das hat noch niemand genau untersucht.

Sicher, man kann endlos weitere Studien fordern, um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, man kann aber auch darauf setzen, dass die anderen Argumente stark genug sind, um den geplanten Atomausstieg tatsächlich zu realisieren.

Lesen Sie dazu auch den Hintergrund: Öfter Krebs in der Nähe von Atommeilern - die Gründe dafür bleiben weiter im Dunkel

Mehr zum Thema

Rezidivierte oder refraktäre akute myeloische Leukämie mit FLT3-Mutation

Vor und nach der Transplantation: zielgerichtet therapieren mit Gilteritinib

Mehr Zeit für Forschung

Carreras-Promotionsstipendium vergeben

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen