Resistenz bei neuer HBV-Therapie selten
FRANKFURT AM MAIN (hae). Die Wahl der antiviralen Therapie kann bei Patienten mit chronischer Hepatitis B entscheiden, ob das HB-Virus (HBV) resistent wird. Das Nukleotidanalogon Tenofovir senkt die Virusmenge auch bei hohen initialen Werten binnen 48 Wochen unter die Nachweisgrenze - ohne die Gefahr einer Resistenzentwicklung im ersten Behandlungsjahr.
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Elektronenmikroskopische Aufnahme von Hepatitis-B-Viren. Entscheidend für den Therapie-Erfolg ist die dauerhafte Virussuppression.
© Foto: Gerlich, Uni Gießen
Die HIV-Arznei Tenofovir ist unter dem Namen Viread® ab sofort auch bei chronischer HBV-Infektion zugelassen. In zwei randomisierten, doppelblinden Studien wurde die neue Arznei mit dem Präparat Adefovir verglichen: Innerhalb von 48 Wochen fiel mit Tenofovir bei 93 Prozent der HBeAg-negativen Patienten und bei 76 Prozent der HBeAg-positiven Patienten die Virusmenge unter die Nachweisgrenze. Mit Adefovir war das bei 63 und 13 Prozent der Patienten der Fall, berichtete Professor Thomas Berg von der Charité Berlin.
Das gleiche Ergebnis gelang auch bei über 90 Prozent der Patienten mit antiretroviraler Vortherapie, meist mit Lamivudin. Etwa 60 Prozent aller HBV-Patienten seien mit Lamivudin vorbehandelt, erinnerte Berg bei einer Veranstaltung von Gilead in Frankfurt am Main. Tenofovir sei daher auch bei diesen Patienten wegen fehlender Kreuzresistenz zu Lamivudin die erste Wahl. Die sehr hohe antivirale Wirksamkeit bei HBe-negativen Patienten hob Berg besonders hervor, zumal sie nicht mit einer Resistenzentwicklung verbunden war.
Denn nach seiner Erfahrung bleibt, wer nach einem Jahr Virus-negativ ist, dies auch über fünf Jahre -ausreichende Compliance vorausgesetzt. Bei immerhin jedem fünften HBeAg-positiven Patient kam es nach einem Jahr zur HBeAg-Serokonversion und bei drei Prozent sogar zum Verlust des HBsAg. Hier bestehe die Chance, "die Erkrankung dauerhaft, oft auch ohne Therapie in eine stabile Phase zu überführen", so Berg. Als weiteren Vorteil der Substanz besonders bei langfristiger Therapie bezeichnete Berg, dass dafür Sicherheitsdaten aus sechs Jahren HIV-Therapie mit insgesamt über 1,5 Millionen Patientenjahren vorliegen.
STICHWORT
Hepatitis B
Prävalenz: Weltweit tragen 300 bis 420 Millionen Menschen das Hepatitis-B-Virus (HBV) chronisch in sich. In Europa wird die HBV-Prävalenz auf 0,1 Prozent im Nordwesten und auf 8 Prozent in Ost- und Südeuropa geschätzt. In Deutschland sind nach Angaben des Robert-Koch-Instituts 500 000 Menschen chronisch mit HBV infiziert. Nur jeder Fünfte bis Zehnte weiß von der Infektion.
Folgen: Bei uns kommt es zu etwa 5300 Leberkrebs-Neuerkrankungen pro Jahr. Mehr als die Hälfte dieser Patienten haben eine chronische Hepatitis B oder C. (eb)