Schmerz ist oft gemischt - das erfordert komplexe Therapie

LEIPZIG (grue). Bei vielen Patienten liegen gemischte Schmerzen (Mixed-Pain) mit einem nozizeptiven und einem neuropathischen Anteil vor. Das muß bei der analgetischen Therapie berücksichtigt werden, so das Fazit einer Diskussionsrunde beim Schmerzkongreß in Leipzig.

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Dr. Rainer Freynhagen aus Düsseldorf verdeutlichte die Forderung mit Ergebnissen einer Umfrage unter 484 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen, einem typischen tiefsitzenden Nozizeptorschmerz. 70 Prozent der Befragten hatten auch einschießende, teilweise bis in den Fuß ausstrahlende Schmerzen als Zeichen für eine zusätzliche Neuropathie.

"Auch Patienten mit Tumorschmerzen klagen zu etwa einem Drittel über neuropathische Schmerzen", so Freynhagen bei der von Pfizer organisierten Veranstaltung. Unklar sei derzeit noch, ob der gemischte Schmerz eine eigenständige Schmerzform mit charakteristischer peripherer und zentraler Verarbeitung ist oder ein Nebeneinander von Nozizeptor-vermitteltem und neuropathischem Schmerz.

Für Professor Thomas Tölle aus München haben fast allen Schmerzen eine neuropathische Komponente. So würden bei rheumatoider Arthritis mit typischem Nozizeptorschmerz immer auch Nerven verletzt. Umgekehrt würden aus zerstörten Nerven, zum Beispiel bei Polyneuropathie, auch Entzündungsmediatoren freigesetzt, die einen Nozizeptorschmerz bedingen.

In der Schmerztherapie wird vor allem die neuropathische Komponente bei Beschwerden offenbar zu wenig berücksichtigt. So würden hilfreiche Antidepressiva und Antikonvulsiva zu selten verordnet, so die einhellige Auffassung der Schmerztherapeuten. Dies gelte selbst für offensichtliche neuropathische Schmerzen, etwa bei Postzoster-Neuralgie.

Als ein Antikonvulsivum mit gutem analgetischem Effekt habe sich hierbei zum Beispiel Pregabalin (Lyrica®) erwiesen. Bei dem neuen Medikament zur Behandlung bei peripheren neuropathischen Schmerzen handelt es sich um ein GABA-Analogon, das den Kalziumeinstrom in die Nervenzelle moduliert.

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