Therapie mit Antidementiva reduziert Neuroleptika-Bedarf

DÜSSELDORF (kas). Sind bei Demenzkranken mit schwerer Aggressivität und Wahnvorstellungen Psychopharmaka indiziert, haben atypische Neuroleptika im Vergleich zu klassischen Vorteile: Sie beeinträchtigen die kognitiven Fähigkeiten kaum und wirken nicht anticholinerg.

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Wenn Demenzpatienten im Heim die Mitbewohner unruhig machen, wird oft schnell nach sedierenden Neuroleptika gegriffen. So bekommen in Deutschland 84 Prozent der Demenzpatienten in Heimen Neuroleptika, aber nur 14 Prozent bekommen Antidementiva, hat die "Studie zur ärztlichen Versorgung in Pflegeheimen" (SÄVIP) mit 500 Demenzpatienten in 23 Heimen ergeben.

Die Ruhigstellung der Patienten sei der falsche Weg. Es solle vielmehr versucht werden, die Patienten am Leben teilnehmen zu lassen, fordert Professor Ingo Füsgen aus Wuppertal. Dabei könnten Antidementiva helfen - mit einem wichtigen Nebeneffekt: In der SÄVIP-Studie war in Heimen, in denen Antidementiva verwendet wurden, der Bedarf an Neuroleptika deutlich geringer als dort, wo keine Antidementiva verordnet wurden.

Verhaltensstörungen wie Unruhe, Aggression, Angst, nächtliches Umhergehen oder Weglaufen sollte nicht automatisch als Demenz-bedingt betrachtet werden. Auch eine Überlaufblase, Koprostase, Harnwegsinfektion oder Schmerzen können der Auslöser sein.

Bei schwerer Aggressivität und Wahnvorstellungen sehen geriatrische Fachgesellschaften jedoch eine Indikation für Neuroleptika. Bei Demenz sei dafür als einziges Atypikum Risperidon (Risperdal®) zugelassen. Es verursache - anders als konventionelle Neuroleptika - keine anticholinergen Wirkungen und beeinträchtige die kognitiven Fähigkeiten nicht, sagte Füsgen auf einer Veranstaltung von Janssen-Cilag.

Geriater Füsgen rät bei der Neuroleptika-Therapie von Demenzkranken zu niedrigen Einstiegs- und Erhaltungsdosen. Die Dosis solle nur langsam erhöht, sedierende Medikamente gemieden und Absetzversuche gemacht werden. Eine Dauertherapie sei bei Verhaltensstörungen nicht zwingend.

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