Untersuchungsausschuss

Notfallmediziner mit Positionspapier zur Flutkatastrophe im Ahrtal

Um die Erfahrungen für künftige Katastrophen festzuhalten, erstellten vier leitende Notärzte und Leiter von Rettungsdiensten ein gemeinsames Positionspapier. Eine Antwort kam bislang nicht.

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Meterhoch türmen sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg.

Meterhoch türmen sich wenige Tage nach der Flutkatastrophe Wohnwagen, Gastanks, Bäume und Schrott an einer Brücke über die Ahr in Altenahr-Kreuzberg.

© Boris Roessler/dpa

Mainz. Die nach der Sturzflut im Ahrtal eingesetzten Notärzte haben ihre Erfahrungen in einem Positionspapier mit Vorschlägen für künftige Katastrophen festgehalten. „Wir sind ein Kreis von Menschen mit unschätzbarem Erfahrungsschatz“, sagte der Oberfeldarzt am Bundeswehrzentralkrankenhaus Koblenz, Dennis Ritter, am Freitag im Untersuchungsausschuss des Landtags Rheinland-Pfalz. Die Folgerungen aus dem Einsatz bei der Flutkatastrophe im Juli 2021 mit mindestens 134 Todesopfern seien für das Gesundheitswesen bislang nicht umgesetzt.

Als positive Erfahrungen nannte Ritter die kurzen Wege zwischen den am medizinischen Einsatz beteiligten Führungskräften. „Wir haben uns von der Politik gut begleitet gefühlt.“ So sei auch die Ausstattung hervorragend gewesen. „Was nicht so gut lief“, fügte der Arzt hinzu, sei die lange Zeit problematische Kommunikation gewesen. „Die Chaosphase war nicht kurz, sondern deutlich länger.“

So habe das Mobilfunknetz erst am 16. Tag der Katastrophe wieder funktioniert. Auch hätten Einsatzgruppen aus anderen Bundesländern sich eigenständig wieder abgemeldet oder das Einsatzgebiet sogar ohne Abmeldung einfach wieder verlassen. „Das kann nicht sein, ein Abrücken (...) ist einfach desaströs“, sagte Ritter.

Brief ans Innenministerium

Um die unterschiedlichen Erfahrungen für künftige Katastrophen festzuhalten, erstellten vier leitende Notärzte und Leiter von Rettungsdiensten ein gemeinsames Positionspapier. Dieses sei am 18. Mai dieses Jahres an den Abteilungsleiter für Katastrophenschutz im rheinland-pfälzischen Innenministerium geschickt worden. „Wir haben leider keine Antwort bisher bekommen“, sagte Ritter.

An die Abgeordneten des Landtags Rheinland-Pfalz richtete der Arzt die Aufforderung: „Wir stehen zur Verfügung, nutzen sie diese Ressource, nutzen sie diese Erfahrung!“ Der Ausschussvorsitzende Martin Haller (SPD) bat Ritter, dieses Positionspapier auch an die Enquete-Kommission des Landtags zu schicken, die Lehren aus der Flutkatastrophe für den künftigen Katastrophenschutz zusammenstellt. (dpa)

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