Armut als Ursache der Jugendgewalt

Veröffentlicht:

LANDAU (dpa). Armut, schlechte Zukunftsperspektiven und mangelnde gesellschaftliche Integration sind nach Experteneinschätzung die Hauptursachen für Jugendgewalt. "Wir wissen aus Beobachtungen in verschiedenen westlichen Ländern, daß die Gewalt dort größer ist, wo eine relativ hohe Jugendarbeitslosigkeit zu verzeichnen ist", sagte der Psychologe und Bildungsforscher Professor Reinhold Jäger in Landau.

Jugendgewalt sei nicht nur bei Kinder aus Migrantenfamilien zu beobachten. Die Jugendlichen an der in die Schlagzeilen geratenen Rütli-Schule in Berlin-Neukölln sprächen selbst von "Hoffnungslosigkeit" und davon, daß der Staat sie im Stich lasse. "Wir haben in der Bundesrepublik Deutschland ähnlich wie in Frankreich die Integration nicht geschafft", sagte Jäger. Das beginne mit der Sprache bei jungen Migranten, aber auch mit der Eingliederung in den Arbeitsmarkt.

Die Schulen seien Brennpunkte sozialer und gesellschaftlicher Kräfte. Es gehe nicht nur um körperliche Gewalt. "Wir wissen, daß auch an Gymnasien solche Dinge wie Mobbing, Ausgrenzung und Erpressung durchaus vorkommen", sagte Jäger, der an der Uni Koblenz-Landau lehrt.

Die Politiker seien aufgefordert, das nötige Geld zur Integration von Jugendlichen bereitzustellen. Eine große Bedeutung mißt Jäger der frühkindlichen Bildung in Kindergärten zu, die auch von einem hohen Anteil von Migrantenkindern besucht würden. Es sei jedoch auch nötig, beispielsweise Eltern von Migranten stärker in die Gesellschaft einzubeziehen.

"Dazu müssen wir aber auch die Sprache, die Kultur wesentlich mehr aufnehmen, um zu wissen, wo wir mit Hemmnissen zu rechnen haben", sagte Jäger. Der Experte forderte ferner eine bessere Ausbildung von Erziehern und Lehrern.

Schlagworte:
Mehr zum Thema

Kommentar

Alarmstufe rot in der Notaufnahme

Glosse

Die Duftmarke: Frühlingserwachen

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Tierexperiment: Neuer Signalweg identifiziert

Essen in Sicht? Die Leber ist schon aktiv!

Lesetipps
Wo lang im Gesundheitswesen? Der SVR Gesundheit und Pflege empfiehlt mehr Richtungspfeile für alle Akteure.

© StefanieBaum / stock.adobe.com

Sachverständigenrat Gesundheit und Pflege

Gesundheitsweise empfehlen Primärversorgung für alle – und Quotierung der Weiterbildung

„Wenn die Politik Wissenschaftlern sagen würde, wir wollen dieses oder jenes Ergebnis, ist das Propaganda.“ Klaus Überla – hier im Treppenhaus seines Instituts – über Einmischungen aus der Politik.

© Patty Varasano für die Ärzte Zeitung

Interview

STIKO-Chef Überla: RSV-Empfehlung kommt wohl bis Sommer