Hauptstadtkongress
Ist machbar zumutbar? KI zwingt auch Ärzte zur Reflexion
Die Zukunft der Versorgung ist digital. Bei der Eröffnung des Hauptstadtkongresses entwickelte sich eine Diskussion über Möglichkeiten der Gesundheitsversorgung mit Künstlicher Intelligenz. Aber auch über die Grenzen, die diskutiert werden sollten.
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KI als Assistenz oder als Arztersatz?
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Berlin. Die nächste Zukunft von Gesundheitsversorgung und Gesundheitspolitik wird stark vom zunehmenden Einfluss Künstlicher Intelligenz (KI) geprägt sein. Diese Botschaft ging von der Eröffnungsveranstaltung des Hauptstadtkongresses 2025 am Mittwochvormittag aus.
Der von der zu Springer Medizin gehörenden WISO GmbH ausgerichtete Kongress ist die größte Veranstaltung zum breiten Spektrum an Gesundheitsthemen im Kongresskalender.
Darauf verwies auch Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) in seiner Eröffnungsbotschaft. Der heuer zum 28. Mal angesetzte Hauptstadtkongress sei ein „echtes Aushängeschild der Hauptstadt und Gesundheitsmetropole Berlin“.
Wegner: Gesundheit echter Wachstumsmotor
Der Austausch von Bundesgesundheitspolitik und -wirtschaft habe seit Jahren Luft nach oben, machte Wegner Kommunikationsbedarf aus. Die Stadt betrachte die Gesundheitswirtschaft gleichwohl als „echten Wachstumsmotor für Berlin und Brandenburg“.
Eine echte Zukunftsinvestition solle das Translationszentrum der Charité mit dem Pharmaunternehmen Bayer werden. Der Neubau des Deutschen Herzzentrums der Charité sei ein „echtes Konsensprojekt“. Von dieser Dynamik könne ganz Deutschland profitieren.
Der Koalitionsvertrag von Union und SPD setze an dieser Stelle die richtigen Akzente, so Wegner. Die Krankenhausreform müsse weiterentwickelt, Bürokratieabbau, Digitalisierung und Fachkräftemangel angegangen werden, so Wegner.
Einhäupl: Zu viel Angst um Daten
Kernbotschaften gingen auch von der zentralen Diskussion über Stand und Perspektive des Einsatzes von Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg Intelligenz aus.
„In Deutschland haben wir mehr Angst um unsere Daten, als dass man die Chancen neuer Technologien nutzen will“, sagte Kongresspräsident Professor Karl Max Einhäupl.
Die Gesellschaft in Deutschland werde sich darauf verständigen müssen, wie mit den neuen Technologien umgegangen werden sollte, betonte Dr. Manja Schüle, Ministerin für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.
Das Thema werde bei der Brandenburger Großinvestition von knapp vier Milliarden Euro in die Medizinische Universität Lausitz eine bedeutende Rolle spielen.
Wenn KI besser als der Arzt ist
Es bedürfe allerdings einer gesellschaftlichen Debatte, bevor KI in größerem Umfang eingesetzt werden könne. Die Debatte in Deutschland solle dafür dienen, ethische Grenzen für den Einsatz von KI zu definieren. Sie dürfe dafür aber nicht angstgetrieben sein.
Professorin Susanne Schreiber vom Deutschen Ethikrat verwies auf „riesige Chancen“, die die KI eröffne. „Wenn die KI besser ist als der Arzt, sollte es ein Recht des Patienten geben, sie nutzen zu dürfen“, sagte Schreiber.
Auf die Möglichkeiten der KI wies Professor Christof von Kalle vom Berlin Institute of Health at Charité hin. Die KI sei schon da. Sie könne Bildgebung auswerten und Nebenwirkungen von Medikation vorhersagen.
Es gebe zu diesen Möglichkeiten bereits eine europäische Gesetzgebung, aber noch keine deutsche Auslegung dazu. Kalle wies darauf hin, dass Menschen in Deutschland an ihren Erkrankungen stürben und nicht am Verlust ihrer medizinischen Daten. (af)