Brandenburg

Illegaler Handel mit Medikamenten sorgt weiter für Verunsicherung

Eine Firma in Brandenburg soll mit gestohlenen Krebsmedikamenten aus Griechenland gehandelt haben. Noch ist unklar, ob die in mehreren Bundesländern ausgegebenen Arzneimittel womöglich nicht mehr wirksam waren. Brandenburgs Gesundheitsministerin entschuldigt sich.

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Patienten in Deutschland könnten monatelang gestohlene und womöglich auch falsch gelagerte Zytostatika erhalten haben. Den Behörden wird vorgeworfen, zu spät reagiert zu haben.

Patienten in Deutschland könnten monatelang gestohlene und womöglich auch falsch gelagerte Zytostatika erhalten haben. Den Behörden wird vorgeworfen, zu spät reagiert zu haben.

© Waldbach. / stock.adobe.com

POTSDAM. Tausende Patienten in Deutschland könnten monatelang gestohlene und womöglich auch falsch gelagerte Medikamente gegen Krebs erhalten haben – doch Behörden in Brandenburg schritten lange Zeit nicht ein.

In diesem Skandal räumte die brandenburgische Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) nun ein Versagen der behördlichen Aufsicht ein. Kriminelle Energie sei nicht durchschaut und verhindert worden, sagte Golze am Mittwoch in Potsdam in einer Sondersitzung des Gesundheitsausschusses des Landtags.

Ein Brandenburger Pharmaunternehmen soll den bisherigen Erkenntnisssen zufolge in Griechenland gestohlene und womöglich unsachgemäß gelagerte Krebsmedikamente an Apotheken in mehrere Bundesländer geliefert haben. Erste Hinweise darauf gab es bereits 2016, aber erst vergangene Woche wurde der Firma Lunapharm die komplette Betriebserlaubnis entzogen und versucht, ausgelieferte Medikamente zurückzurufen.

Es habe in der Aufsicht eine gravierende Fehleinschätzung oder Vorsatz gegeben, sagte Golze vor dem Ausschuss. Außerdem sei die Ministeriumsspitze viel zu spät über die Vorwürfe informiert worden. Auch nach der Aufdeckung des Skandals habe sie teilweise falsche Informationen erhalten. "Wir haben uns zu lange verlassen auf Informationen, die wir bekommen haben."

Golze kündigte an, nun die Aufsichtsbehörde "auf den Kopf" zu stellen, damit sich so etwas nicht wiederhole. Im Ministerium wurden bereits Zuständigkeiten für die Medikamentenaufsicht neu geordnet.

Bei den betroffenen Patienten und deren Angehörigen entschuldigte sich die Ministerin für das Versagen der Aufsicht. Ihr Ressort hatte in der vergangenen Woche eine Hotline für Betroffene eingerichtet. Dort hätten sich inzwischen mehr als 600 Menschen gemeldet.

Es geht um insgesamt rund zwei Dutzend teurer Medikamente, die in der Regel nicht auf Vorrat gekauft, sondern passgenau geliefert werden. Wer die Medikamente erhalten hat und in welchem Zustand sie sich befanden, ist laut Staatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt unklar. Bei falscher Lagerung könnte die Wirksamkeit fehlen. Derzeit werden noch sogenannte Rückstellproben untersucht; Arzneimittel aus dem Rückruf liegen noch nicht vor. Womöglich kann nie geklärt werden, ob die Medikamente in Ordnung waren.

Die Staatsanwaltschaft Potsdam ermittelt in diesem Zusammenhang gegen Verantwortliche des Pharmaunternehmens. Zudem prüft die Staatsanwaltschaft Neuruppin Verfahren gegen zwei Mitarbeiter der Aufsicht, wie der Präsident des Landesamtes für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit, Detlev Mohr, im Ausschuss berichtete.

Er sei von den zuständigen Mitarbeitern auch nicht informiert worden, sagte Mohr. "Die Kommunikation ist weiter an mir vorbeigegangen." Die Justiz müsse prüfen, ob das Vorsatz war. Deshalb habe er die Staatsanwaltschaft gebeten, den Verdacht der Vorteilsnahme zu prüfen.

Die Brandenburger Behörden hatten zunächst Hinweise aus Griechenland und Polen auf Unregelmäßigkeiten bei dem Brandenburger Pharmaunternehmen erhalten. Ein früher, vorsorglicher Rückruf der Medikamente blieb aber aus. Erst nachdem das ARD-Magazin "Kontraste" Mitte Juli über den Fall berichtet hatte, griffen die Behörden durch. (dpa)

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