Im "Pizza-Beet" können Blinde Kräuter wie Oregano fühlen, riechen und schmecken

Von Gesa Coordes Veröffentlicht:

Pflanzen fühlen, riechen und tasten können Blinde und Sehende auf dem neuen Blindenlehrpfad, der im Botanischen Garten auf den Marburger Lahnbergen eröffnet worden ist.

Welche Kräuter eine Pizza schmackhaft machen, finden die Schüler der Marburger Blindenstudienanstalt besonders spannend: Einmal die Blätter von Oregano, Basilikum, Thymian und Rosmarin zwischen den Fingern zu zerreiben, um den Duft zu schnuppern, gefällt jedoch auch den Sehenden. Im "Pizza-Beet" wachsen außerdem Tomaten, Zwiebeln, Knoblauch und Artischocken - alles, was auf eine gute Pizza gehört.

Um den von der Schließung bedrohten Neuen Botanischen Garten der Marburger Philipps-Universität noch attraktiver zu machen, ist der 1,5 Kilometer lange Rundgang eingerichtet worden. Die Sehbehinderten können sich dabei an Balken orientieren, die zu interessanten Bäumen und Sträuchern führen.

Dort können Blinde nicht nur in Brailleschrift Informationen über die Pflanzen lesen, sondern auch die großen Nadeln der Schirmtanne, die flächig sich ablösende Borke der Bastardplatane oder die wolligen Blätter der Königskerze abtasten. Der in Hessen bislang einmalige Pfad macht Station an Früchte-Tee-Beeten, in denen etwa Hagebutten, Zitronenmelisse, Johanniskraut, Salbei, Kamille und Salbei wachsen.

Der Rundgang geht auf eine Idee des Biologen Professor Gerhard Kost zurück, der die Texte und Erklärungen gemeinsam mit Mitarbeitern der Marburger Blindenstudienanstalt erarbeitet hat: "Als Botaniker weiß ich, daß man bei Pflanzen nicht nur die Augen braucht, sondern auch fühlen, riechen und schmecken muß." Daher ist der Pfad nicht nur für Blinde gedacht sondern auch für Sehende, die die Natur mit allen Sinnen erkunden sollen. Das Projekt ist bereits mit dem Förderpreis des Rotary-Clubs Marburg ausgezeichnet worden. Mit den 3000 Euro Preisgeld konnten die Sachkosten finanziert werden.

Der Neue Botanische Garten auf den Marburger Lahnbergen ist der zweitgrößte Garten seiner Art in Deutschland. Der Park lockt mit einem großen Alpinum, 330 verschiedenen Rhododendren, vielen Orchideen in den Schaugewächshäusern und einer einzigartigen Farnschlucht.

Der von Bernhard Grzimek, dem Neffen des berühmten Frankfurter Zoologen, konzipierte Garten ist angesichts der Sparmaßnahmen an den Universitäten jedoch von der Schließung bedroht. Für den Fachbereich Biologie, zu dem er gehört, wird er nämlich kaum noch gebraucht, er hat aber eine große Bedeutung als Ausflugsziel.

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