KOMMENTAR
Ist nur, wer forscht, ein wahrer Doktor?
"Rettet die medizinische Forschung!", hat sich wohl Professor Karl Max Einhäupl, Vorsitzender des Wissenschaftsrates, bei seinem Vorschlag gedacht, nur die Ärzte, die knallharte Forschung betrieben, hätten den wahren Doktortitel verdient. Für die weniger wissenschaftlich Ambitionierten soll es dann den Medizinischen Doktor (MD) geben, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet.
Solch eine Unterscheidung - die ja wohl kaum in anderen Fakultäten möglich ist - teilt die Ärzteschaft in zwei Lager. Da gibt es die forsch forschenden Mediziner, die sich für den richtigen Dr. med. notgedrungen in irgendwelche dunklen Kellerlabore stellen und nackten Mäusen verschiedene Substanzen in die Venen spritzen.
Auf der anderen Seite sind die Kollegen, die eine patientennahe Medizin praktizieren und für ihre Doktorarbeit vielleicht lieber Menschen befragen als Tiere sezieren möchten. Mit dem MD würden diese Kollegen für viele Patienten wahrscheinlich zu Ärzten zweiter Klasse degradiert werden. Außerdem: Wer jahrelang ins Mikroskop starrt oder fleißig diverse Gewebeproben sammelt, garantiert noch lange nicht, daß er dadurch wirkliche wissenschaftliche Entdeckungen liefert.