Mr. Red Horn jazzt für Ärzte ohne Grenzen

Die Grundversorgung muss gesichert sein - aber wie kann man darüber hinaus die Lebensqualität von Kindern in den Slums von Kenia verbessern? Ein schwedischer Jazzmusiker hat ein ungewöhnliches Projekt gestartet.

Von Pete Smith Veröffentlicht:

DARMSTADT. Der Titel seines neuen Albums ist Programm: "Funk for Life" lautet auch das Motto, unter dem Nils Landgren, einer der erfolgreichsten Jazzmusiker der Welt, derzeit durch Deutschland tourt.

Der schwedische Jazz-Posaunist Nils Landgren (2.v.l.) tourt durch Deutschland und unterstützt ein Projekt von "Ärzte ohne Grenzen" in Kenia. © Smith

Der schwedische Jazz-Posaunist Nils Landgren (2.v.l.) tourt durch Deutschland und unterstützt ein Projekt von "Ärzte ohne Grenzen" in Kenia. © Smith

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Um Slum-Kindern in Kenia ein lebenswertes Dasein zu ermöglichen, sammelt der schwedische Posaunist auf seinen Konzerten Spenden. Von jeder Eintrittskarte, jeder CD und jedem Tour-T-Shirt geht jeweils ein Euro an die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen".

"Funk for Life" haben Nils Landgren und seine sechs Band-Mitglieder auch in Kibera, einem der größten Slums in Afrika, gesungen. Vor ihrem Besuch in dem kenianischen Elendsviertel, wo etwa eine Million Menschen auf 2,8 Quadratkilometern tagtäglich ums Überleben kämpfen, hatten die Musiker Instrumente gesammelt, um sie im Viertel zu verteilen. "Wir wollen den Kindern in Kibera ein besseres Leben ermöglichen", sagt Landgren und kündigte beim Auftakt seiner Tournee in Darmstadt weitere Besuche in dem Elendsviertel in Nairobi an. Musik, so das Credo des 54-Jährigen, soll auch den Ärmsten aller Kinder dauerhaft Freude bereiten.

Am Anfang stand ein Brief. Landgrens Patenkind Anders Giesecke, der als Arzt für "Ärzte ohne Grenzen" (Médecins Sans Frontières, MSF) in Darfur arbeitete, berichtete seinem Onkel über die katastrophalen Zustände in der sudanesischen Krisenregion. Mit ausländischer Hilfe könne man den Vertriebenen zwar ein Dach über dem Kopf bieten und sie auch mit Essen versorgen, aber was dann? "Wie kann man ihre Lebensqualität abseits der Grundversorgung verbessern, fragte er mich", erinnert sich Landgren. Für den Jazzer, den man aufgrund seiner roten Posaune "Mr. Red Horn" nennt, lag die Antwort nahe: "Musik könnte den entscheidenden Unterschied ausmachen."

Das war im Oktober 2008. Wie es der Zufall wollte, gab Nils Landgren mit seiner "Funk Unit" kurz darauf ein Benefizkonzert für "Ärzte ohne Grenzen" - eine Gelegenheit, bei der er mit dem Geschäftsführer der schwedischen MSF-Sektion Dan Sermand kurzerhand seine Idee erörterte. Der zeigte sich begeistert und versprach, das Projekt zu unterstützen.

Bereits ein Jahr später setzte man die Idee gemeinsam in die Tat um. Im Sommer vergangenen Jahres spielten Landgren und seine Band im Berliner Hansa Studio ihr "Funk for Life"-Album ein. Anschließend sammelte der Musiker mit Hilfe vieler Freunde in ganz Schweden Musikinstrumente für seine geplante Reise nach Afrika. Mitte September 2009 bestieg die Band ein Flugzeug nach Kenia, wo sie von einem MSF-Team empfangen wurde.

Was folgte, war eine fortwährende Party. Musik prägte den Aufenthalt der Band im Slum, mit Musik bedankten sich dessen Bewohner für die Unterstützung der Musiker. Am letzten Tag nahmen die Kinder dann ihre Instrumente in Empfang - Trompeten, Flöten, Saxofone, Posaunen - eben jene Instrumente, mit denen auch Nils Landgren und seine Bandmitglieder auf Tour gehen. "Wir haben erlebt, wie Musik das Leben ein bisschen lebenswerter machen kann", erzählt der Jazzmusiker. "Jedes Kind trägt dieses Feuer in sich, es muss nur jemanden geben, der es anzündet."

Benefiztour "Funk for Life"

Nils Landgrens Tour führt ihn noch bis zum 5. Mai durch viele deutsche Städte und endet am 28. Juni in Kanada. Weitere Informationen: http://funkforlife.com/

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