Down-Festival

Sport, Stolz und Spaß

Monatelang trainieren die Teilnehmer für diesen Tag. Beim Down-Sportlerfestival ist aber jeder ein Gewinner. Denn Sport macht nicht nur fit, sondern stärkt auch das Selbstbewusstsein.

Von Sabine Schiner Veröffentlicht:
Laufen, Tennis oder Judo: Für jeden der 550 Sportler war beim Down-Sportlerfestival in Frankfurt etwas geboten.

Laufen, Tennis oder Judo: Für jeden der 550 Sportler war beim Down-Sportlerfestival in Frankfurt etwas geboten.

© Schiner

FRANKFURT/MAIN. 550 Sportler, 339 Helfer und mehr als 2300 Zuschauer kamen zum elften Deutschen Down-Sportlerfestival nach Frankfurt am Main. Dabei ging es weniger um Medaillen, sondern ums Dabeisein und Mitmachen.

"Ich wart‘ seit Wochen, auf diesen Tag und tanz vor Freude über den Asphalt", singt Campino von den "Toten Hosen" zur Eröffnung vom Band. Den Refrain "An Tagen wie diesen" singen viele Zuschauer mit.

"Bei uns zuhause ist das Festival auch schon seit Wochen Thema", erzählt ein Vater, der mit seinem Sohn aus Gießen angereist ist. Der Achtjährige ist stolz wie Bolle, dass er gleich beim Weitwurf antreten wird.

Sport ist gesund, stärkt das Selbstvertrauen und verbessert Koordination und Ausdauer. Viel wichtiger noch: Sport macht Spaß. Egal, ob Laufen, Weitwurf, Tennis, Judo oder Fußball. Die zwölf Jahre alte Sandra aus Saarbrücken hat sich um 12 Uhr für den 1000-Meter-Lauf gemeldet und später will sie unbedingt noch zum Ponyreiten.

Bobby Brederlow, Schauspieler mit Down-Syndrom, Pate und Schirmherr des Down-Sportfestivals, hat die Startnummer 492. Er hat sich für ein Tischtennis-Match entschieden, liebäugelt aber noch mit dem Trommel-Kurs.

Die Workshops sind gefragt, sogar eine Musical-Choreografie zu "We will rock you" von "Queen" soll an diesem Tag einstudiert werden. Der Renner ist die Modenschau mit Peyman Amin.

Was mit einem Ball alles machbar ist

Der Workshop war nach drei Tagen ausgebucht. Beim Modelscout aus der TV-Castingshow "Germany's next Topmodel" können sich die Teilnehmer als Nachwuchs-Models probieren. Peyman Amin hat keine Berührungsängste, sein älterer Bruder hat das Down-Syndrom.

Er mischt sich unter die Sportler, lässt sich mit Fans fotografieren. "Das Festival ist für mich ein tolles Beispiel dafür, dass man Berrührungsängste abbauen kann, indem man zeigt, wie wertvoll Menschen mit Down-Syndrom sind."

Zu den "Promi-Paten" gehören auch Joachim Hermann Luger ("Lindenstraße") und sein Schauspiel-Kollege Volker Kraeft ("Forsthaus Falkenau"). Luger spielt in der Serie den Vater des 13 Jahre alten Martin (Jan Grünig), der das Down-Syndrom hat.

"Das hatte eine große Öffentlichkeitswirkung", erzählt Luger. Für ihn waren die Kontakte zu seinem Film-Sohn der Auslöser, sich für Down-Kinder zu engagieren.

Er will beim Festival für Gespräche mit Eltern zur Verfügung stehen. Volker Kraeft geht es praktisch an und übt mit Kindern und Jugendlichen auf der benachbarten Driving Range Abschläge. "Es ist spannend zu sehen, was mit einem Ball alles machbar ist."

Unterstützt wird die ganztägige Veranstaltung im Stadtteil Kalbach vom Generikahersteller Hexal. Mitarbeiter des Unternehmens sind als Helfer, Betreuer oder Trainer dabei.

Mit Sport Barrieren abbauen

"Es sind Ankerpunkte im Jahreskalender", sagt Hermann Hofmann, Leiter der Unternehmenskommunikation. Die Veranstaltung sei ein Flagschiff des gesellschaftlichen Engagements des Unternehmens. Frankfurts Stadtkämmerer Uwe Becker freut sich, dass alle Teilnehmer Spaß haben.

Die Atmosphäre sei voller Emotionalität, Ehrlichkeit und Herzlichkeit. "Wir werden das Sportlerfestival auch in den nächsten Jahren unterstützen", verspricht er.

Das Festival sei eine Chance zu zeigen, dass es keine Menschen mit Behinderung gibt: "Es gibt nur Menschen mit Vorurteilen." Die größten Barrieren seien in den Köpfen der Menschen.

Sport ist geeignet, um solche Barrieren abzubauen. Viele Teilnehmer trainieren Monate, um fit zu werden. Hexal vermittelt Sport-Paten, die die Teilnehmer das ganze Jahr beim Training unterstützen.

Manche Sportvereine haben aber noch Defizite, was die Inklusion angeht. "Viele Sporthallen sind nicht barrierefrei und oft fehlt es auch an qualifizierten Übungsleitern", sagt der Sportarzt und Sportfunktionär Dr. Reinhard Küper.

Er rät Eltern, deren Down-Kinder Spaß am Sport haben, sich zusammenzutun und auf die Vereine zuzugehen. "Dann kann man vor Ort schauen, was machbar ist." Das Down-Sportlerfestival sei prima, um herauszufinden, welche Sportart sich eigne.

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