Arzneimittelpolitik
Generika 2024: Hohe Versorgungsleistung unter anhaltendem Preisdruck
Um 80 Prozent der Medikamentenversorgung zu stemmen, mussten die Kassen 2024 effektiv nur etwas mehr als zwei Milliarden Euro (zu Herstellerabgabepreisen) aufbringen. Das waren nicht einmal sieben Prozent ihrer Arzneimittel-Nettoausgaben insgesamt.
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Ohne generisches Mengengeschäft liefen die Arzneimittelkosten völlig aus dem Ruder.
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Berlin. Während in der Berliner Arzneimittelpolitik parteiübergreifend gerne und häufig die Rede davon ist, „Produktion nach Europa zurückzuholen“, will der Herstellerverband ProGenerika in dieser Angelegenheit noch keinen Silberstreif am Horizont erkennen. Der Markt der patentfreien Nachahmer, auf die das Gros der medikamentösen Versorgung entfällt, sei „am Limit“, heißt es in einer Mitteilung zu Wochenbeginn.
„Es fehlen Anreize, in mehr Produktion und stabilere Lieferketten zu investieren.“ Ein „engmaschiges Netz aus Preissenkungsmechanismen – Festbeträge, Rabattverträge, Preismoratorium“ verleide der Branche den Standort Deutschland.
Anlass der Wortmeldung ist die Veröffentlichung jüngster Marktdaten („Generika in Zahlen 2024“). Danach klaffen Versorgungsbedeutung generischer Produkte und deren Marktbedeutung nahezu unverändert weit auseinander: 80 Prozent des Arzneimittelverbrauchs in der GKV (nach Tagesdosen) entfiel 2024 auf Generika; vor zehn Jahren (2015) waren es 77 Prozent. Der Kostenanteil der Nachahmer an den GKV-Ausgaben für Medikamente (40 Milliarden Euro zu Herstellerabgabepreisen) betrug mit 6,8 Milliarden Euro zuletzt 17 Prozent.
Nach Abzug selektivvertraglich vereinbarter Rabatte verringerten sich den Verbandsangaben zufolge die Generikakosten der Kassen nochmal drastisch auf 2,34 Milliarden Euro. Woraus unterm Strich ein Kostenanteil an den Arzneimittel-Nettoausgaben (d. h. abzüglich Rabatte, 33,7 Mrd. Euro) von 6,9 Prozent resultiert.
Unnötige Kosten durch Altoriginale
Seit einer Dekade erhalten laut ProGenerika die Hersteller mit Rahmen des selektivvertraglichen Einkaufs durchschnitltich „6 Cent pro Tagestherapiedosis“. Bei Bruttokosten von zuletzt 0,18 Euro je DDD (in den Vorjahren überwiegend 0,16 Euro) ergeben sich Preisnachlässe durch Ausschreibungen von regelmäßig über 60 Prozent. 2024 summierten sich die vertraglichen Preisnachlässe zugunsten der GKV auf 6,2 Milliarden Euro, wovon nach Verbandsschätzung etwa 72 Prozent auf Generika entfielen.
Insgesamt habe die GKV durch den Preiswettbewerb im patentfreien Markt 2024 rund 14,4 Milliarden Euro gespart. Zusätzlich hätten die gesetzlichen Kostenträger ihre Ausgaben um weitere 1,8 Milliarden Euro mindern können, wenn nur konsequent genug auf Generikaverordnung – anstelle auch patentfreier Altoriginale – gesetzt worden wäre. Das Argument ist seit Jahren zu hören, aber offenbar unvermindert aktuell.
Für den Teilmarkt der patentfreien Erstanbieterprodukte (mit und ohne Generika-Konkurrenz) berichtet ProGenerika einen GKV-Umsatz von zuletzt 13 Milliarden Euro brutto bei 2,22 Euro durchschnittlichem Listenpreis je Tagesdosis (Altoriginale ohne Nachahmerkonkurrenz) beziehungsweise 1,15 Euro (mit Generika-Konkurrenz). (cw)