Große Koalition

 Auf dem Hausärztetag funktioniert sie schon

Man könnte denken, die Wahl sei noch nicht vorbei. Bei der Eröffnung des Hausärztetages macht sich SPD-Politiker Karl Lauterbach für eine Abschaffung des Regresswesens stark, CDU-Politiker Karl-Josef Laumann sieht die Hausärzte in den KVen von den Fachärzten tyrannisiert.

Von Cornelius Heyer Veröffentlicht:

BERLIN. Die aktuelle politische Situation spiegelte sich im Kleinen auf der Eröffnungsveranstaltung des Deutschen Hausärztetages am Mittwoch. Der scheidende Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr von der FDP hatte kurzfristig abgesagt.

Stattdessen saß Hausärztechef Ulrich Weigeldt im Tipi am Kanzleramt zwischen Professor Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, und Karl-Josef Laumann, der für die CDU fünf Jahre lang Gesundheitsminister in NRW war.

Für beide hatten die versammelten Hausärzte viel Applaus. Lauterbach lobte die hausarztzentrierte Versorgung (HZV), die einen "wesentlichen Beitrag" zur Kostensenkung im Gesundheitswesen darstelle. Außerdem erklärte er, sich für die Abschaffung des Regresswesens einsetzen zu wollen - "in welcher Funktion auch immer".

Starkes Signal

CDU-Politiker Laumann stieß ins gleiche Horn. Ohne eine ausreichende Zahl an Hausärzten sei das Gesundheitssystem nicht funktionsfähig, erklärte er. Der Hausarztmangel auf dem Lande sei bereits heute ein großes Problem.

Als er dann auch noch ausrief: "Die KVen tyrannisieren mit ihrer Fachärzte-Mehrheit die Hausärzte!", war ihm donnernder Applaus sicher. Die Verhältnisse im Körperschaftssystem müssten besser "austariert" werden.

Sowohl Lauterbach als auch Laumann bekräftigten damit Positionen, die sie bereits seit Jahren vertreten. Unmittelbar nach der Bundestagswahl kann man ihre Äußerungen trotzdem als starkes Signal auffassen.

Verbandschef Weigeldt blieb denn auch nichts, als sich augenzwinkernd zu wünschen, dass seine beiden Gäste möglichst schnell eine große Koalition bilden mögen.

"Es bliebe dann nur noch zu klären, wie genau es mit der HZV weitergeht", fügte er hinzu. Von einer möglichen großen Koalition, auch daran erinnerte Weigeldt, seien ja nur SPD und CSU für die Abschaffung der Refinanzierungspflicht.

Am Beispiel NRW, wo momentan sehr niedrige Regelleistungsvolumina gelten, verdeutlichte Weigeldt seine Kritik am KV-System: "Hier ist man bei der Abrechnung jahrelang konservativ mit den Punkten umgegangen und hat dann bei der RLV-Reform einfach Pech gehabt."

Diese Unwägbarkeit ziehe sich durch alle Bereiche der körperschaftlichen Honorarverteilung.

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